ASLAN: Der selbstklebende Weg in die Nachhaltigkeit

Aus recyceltem Material brachte der international agierende Folienspezialist ASLAN aus Overath einige neue Produkte auf den Markt und startete so den Beginn einer neuen umweltfreundlicheren Ära.

Nachhaltige Folien

Von der Pandemie betroffen, vom Hochwasser heimgesucht – obwohl mit extremen Herausforderungen konfrontiert, widmete sich ASLAN während dieser Zeit besonders der Energie- und Produktentwicklung und konnte nun einige neue nachhaltige Folien zur Marktreife bringen. Und bei dem brandneuen Produktsegment kann man wirklich von einer ökologischen Variante sprechen: Die ASLAN-Folien sind bis zu 70 % aus recyceltem PET, das aus Haushaltsabfällen stammt. Verwendet werden die wiederverwertbaren Flaschen, die vom Verbraucher in die Supermarkt-Automaten geschoben werden. Diese werden anschließend gepresst, farblich sortiert und gewaschen, um Etiketten und Klebstoffreste zu entfernen. Danach wird das Material geschreddert, unter Wärmeeinfluss eingeschmolzen und zu Kügelchen geformt. Für die Folienherstellung wird das Granulat erneut eingeschmolzen und unter Temperatureinfluss durch eine Düse gepresst.

So entsteht eine Masse, aus der die Folie produziert wird. „Und mit dem recyceltem PET sind wir mit einer besseren und ökologischeren Variante unterwegs“, erklärt Doktor Petra Tschöpe, Teamleitung Forschung und Entwicklung bei ASLAN. „Für uns geht es zunächst nicht darum, PVC-frei zu sein, sondern darum, die Produktionskette und den Erdölverbrauch im Auge zu behalten. Denn in der Folienproduktion kann nicht 100 % recyceltes Material verwendet werden, wenn die Folie bestimmte technische Eigenschaften aufweisen muss. Es erfordert eine gleichmäßig aufgeschmolzene homogene Masse, die mit 70 % gutsortiertem PET-Material und 30 % ‚frischen‘ Materialien erreicht wird, bevor eine Folie ausgewalzt werden kann.“

Ende 2019 – kurz vor Corona – entschied sich der Enkel des ASLAN-Gründers Oliver Schwarz für den Verkauf, um die Nachfolge zu sichern. Der Folienproduzent wurde an die POLI-TAPE Group aus Remagen verkauft. Das Familienunternehmen arbeitet ebenfalls im Bereich Beschichtung und entwickelt u.a. Produkte, die auf Textilien aufgetragen werden. So erweiterte die Firma ihr Produktportfolio um das von ASLAN, Sortimentsüberschneidungen gibt es kaum. Martin Geveke, vorher gemeinsam mit Oliver Schwarz, ist nun alleiniger Geschäftsführer, sonst blieb alles beim Alten: ASLAN fertigt Schablonenfolien für Maler- und Lackierer und produziert hochwertige Folien für die Bereiche Architektur, Raumgestaltung und -Ausstattung, Büroorganisation, Bildung und Buchschutz. Der Schwerpunkt liegt hauptsächlich bei Produkten für Werbetechniken und Digitaldruck, die für Schaufensterwerbung, Messen und Veranstaltungen zum Einsatz kommen. Doch genau dieser Hauptbereich war von der Pandemie besonders betroffen: „Als von jetzt auf gleich keine Veranstaltungen und Messen mehr stattfanden und alle Restaurants geschlossen wurden, wussten wir nicht, wo noch Aufträge herkommen sollten“, so Anja Falkenberg. Sogleich öffnete sich durch Corona ein neues, bisher unbekanntes Segment: ALSAN-Kunden fertigten transparente Gesichtsschutzschilde und der Produzent konnte klare, starre Folien beitragen, die normalerweise anderweitig genutzt wurden. Außerdem gab es einen Run auf Fußbodenfolien für Abstandswarnungen, „… das hat und uns sehr gut durch die Pandemie geholfen.“ Bis zum Herbst 2020 stellte sich ein nahezu normales Geschäftsgebaren ein, Gastronomien und Geschäfte öffneten wieder und setzten Folien in der Schaufensterwerbung ein. Viele hatten den Lockdown genutzt, ihre Gasträume zu renovieren und u.a. mit ASLAN-Folien herzurichten. Nur von April bis August 2020 musste die ASLAN-Belegschaft in Kurzarbeit gehen, alle 65 Arbeitsplätze blieben glücklicherweise erhalten. 

„Das Positive: Im Vergleich zu unseren Marktbegleitern wurden wir sehr schnell digital.“ Als international agierendes Unternehmen rief ASLAN kurzfristig eine digitale Kundenakademie in englischer und deutscher Sprache ins Leben, die sich sehr erfolgreich gestaltete: 150 Personen zählte das Unternehmen bei der letzten Online-Schulung. Doch schon folgte die nächste Katastrophe – das Hochwasser. Am Mittwoch, den 14. Juli 2021, stand die Produktionsstätte in Overath knietief unter Wasser, 60 cm innerhalb, 100 cm außerhalb der Firma. Dass die Produktion am darauffolgenden Mittwoch wieder anlaufen konnte, verdankte ASLAN seinen Mitarbeitern, die direkt in der Nacht des Hochwassers die Waren retteten und in den darauffolgenden Tagen und am Wochenende alles wieder sauber machten. „Das war ein enormer Einsatz!“ Der letzte Akt der Aufräumarbeiten fand zwischen den Feiertagen 2021 statt, der komplett beschädigte Boden musste saniert und der Aufzug instandgesetzt werden.

ASLAN Selbstklebefolien GmbH
Oberauel 2
51491 Overath  
Tel. +49 2204 70880
info@aslanfolien.de
www.aslanfolien.de

Schon früh in Richtung Nachhaltigkeit unterwegs

Die neuen ASLAN-Druckprodukte aus dem recycelten Polyestermaterial werden klassisch in der Werbung oder für Informationen im Shop, im Restaurant, im Messebau innerhalb und außerhalb genutzt. Sie werden beispielsweise im Einzelhandel bei Schaufensterkampagnen verwendet, wo die Folien auf den kurzfristigen „Wintersale“-Hinweis aufmerksam machen. Hier ist die ökologischere Variante sinnvoller, die nach vier Wochen wieder entfernt wird, statt PVC-Folien zu nutzen. PVC- Folien können nicht aus recyceltem Material hergestellt werden und da PVC nicht verrottet, wird es zum größten Teil verbrannt. „Recyceltes Material mit wasserbasiertem Kleber zu verwenden, ist da in Bezug auf Nachhaltigkeit ein guter Anfang.“ Denn einer selbstklebenden Folie muss ein Kleber aufgetragen werden. Lösungsbasierte Kleber hatten bisher den Vorteil der längeren Haltbarkeit im Außenbereich. Allerdings werden bei dem Overather Unternehmen grundsätzlich alle Folien mit lösungsmittelfreien wasserbasierten Klebern beschichtet, die langfristig ohne Einbußen eingesetzt werden können. Schon lange also ein wichtiges Plus der ASLAN-Produkte für Gesundheit und Umwelt. „Die Endstufe der Entwicklung wäre, ein Produkt für eine solche Kampagne zu nutzten, das anschließend recycelbar ist. Daran arbeiten wir“, so Petra Tschöpe.

Im Labor von ASLAN werden die Tests mit dem wasserlöslichen Kleber gemacht.

Teamleiterin Doktor Petra Tschöpe bei der Sichtprüfung eines Materials mittels Fadenzähler.

Investition in die Umwelt

Zwar beschäftigt sich das Overather Unternehmen mit der Thematik Nachhaltigkeit schon sehr lange, doch die Produktentwicklung selbst braucht seine Zeit. „Bereits vor der Pandemie haben wir unsere Kunden auf alternative Produkte aufmerksam gemacht, doch die Bereitschaft war nicht so groß. Es gab bereits seit einigen Jahren Produkte mit weniger PVC-Anteil, aber die wollte niemand bezahlen.“ Das hat sich während der Coronazeit verändert. Doch wie kam es dazu? „Das Thema wurde letztlich von den großen Marken getriggert, die sich einen Verhaltenskodex im Bereich Nachhaltigkeit auferlegt haben: Um damit zu werben, wollen die großen Konzerne beispielsweise kein PVC mehr einsetzen und geben diese Vorgabe an die Lieferanten weiter. Der höhere Preis ist da nicht mehr das Argument. So wurden unsere Kunden wesentlich aufmerksamer und fragten gezielt eben nach Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit. Darüber freuen wir uns natürlich. Doch wir sind sehr vorsichtig mit der Aussage ‚nachhaltig, grün, ökologisch‘. Wir wollen kein greenwashing betreiben. Das, was wir auf den Markt bringen, möchten wir gut begründen können“, so Anja Falkenberg, Leiterin Vertrieb und Marketing.

Momentan werden die neuen Produkte additional zum gängigen ASLAN-Sortiment angeboten, da PVC aufgrund der Vorteile in Flexibilität und Langlebigkeit nicht einfach zu ersetzen ist. „Zwar wird PVC bei den Verbrauchern als ‚schlecht‘ angesehen. Doch man muss hier abwägen: Beim Blick auf den ökologischen Fußabdruck ist es bei langlebigen Produkten sogar besser, PVC zu verwenden. Würde man alles austauschen, hätte man technische Einbußen, da manche Eigenschaften der PVC-Folien durch nachhaltigere Materialien noch nicht ersetzt werden können. Die Kunden müssen bewusst und langfristig überzeugt werden bzw. die Angebotspalette muss erweitert werden. Uns ist wichtig schrittweise strukturiert vorzugehen, um echte Nachhaltigkeit zu erreichen. Schließlich müssen wir bei dem, was wir tun, zu 100 % dahinterstehen“, so Petra Tschöpe.

Nachhaltige Folie

Die neue nachhaltige Folie ist zu 70 % aus PET-Flaschen, die aus Haushaltsabfällen stammen.

„Wir haben noch einiges in petto“

Auch im Unternehmen selbst wurde die Nachhaltigkeit forciert: Fast der gesamte Fuhrpark wurde auf Hybrid umgestellt und am Standort vier Ladesäulen installiert, die Mülltrennung neu überdacht und verändert, alle Leuchtmittel in der Firma wurden durch LED ersetzt – und das ist erst der Anfang. Im Angebotsportfolio hat ASLAN vor, noch viele interessante Produkte auf den Markt zu bringen und die nachhaltigere Entwicklung weiter voranzutreiben. Denn die Lieferanten des Overather Folienherstellers arbeiten mit Hochdruck daran, mehr nachhaltigere und weniger erdölhaltige Stoffe zu produzieren. In der Forschung geht es darum, Rohstoffalternativen zum Erdöl zu entwickeln oder Produkte mit einem recycelten Anteil bis zu 80/90 % in der Folienherstellung einzusetzen. Es geht darum, den Energieaufwand zu reduzieren und wie die Stoffe dem Kreislauf wieder zurückgeführt werden können, um den Produktkreislauf zu schließen. „Das ist der große Trend und damit beschäftigen wir uns“, so Teamleiterin Tschöpe. „Wir können noch keine Folie aus Gras herstellen. Aber bei jeder neuen Produktentwicklung berücksichtigen wir die Nachhaltigkeit und fragen uns, welche Möglichkeiten es gibt, um den CO2-Abdruck so gering wie möglich zu halten. Und da haben wir noch einiges in petto.“

Autorin: Birigt Franke
Fotos: ASLAN Selbstklebefolien GmbH

Anja Falkenberg, ist Leiterin Vertrieb und Marketing bei ASLAN.

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