RBW-Umfrage 2023: Die Unternehmen fahren noch auf Sicht

Auch in diesem Jahr hat die Rheinisch-Bergische Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH (RBW) die Unternehmen nach ihrer aktuellen Lage und den Herausforderungen gefragt. Ergänzt werden die Ergebnisse der Unternehmensbefragung um Aussagen aus persönlichen Gesprächen.

Die Unternehmen agieren in für sie überschaubaren Zeiträumen, da die Planungszeiten kurz sind. Sie fahren auf Sicht. Zwar bewerten mehr als drei Viertel derer, die auf die Umfrage der RBW geantwortet haben, ihre wirtschaftliche Situation als befriedigend bis gut. Die Situation wird jedoch immer noch von den Ereignissen der letzten Jahre und besonders von den Folgen des russischen Angriffskriegs beeinflusst.

Im Februar 2023 hatte die RBW 1.900 Unternehmen branchen- und größenübergreifend anonym befragt. Der Rücklauf ist mit 16 Prozent als repräsentativ zu bewerten. Das Team der RBW steht zudem ständig im Gespräch mit den Unternehmerinnen und Unternehmern der Region und erhält so immer einen realistischen Überblick.

Der Blick in die Zukunft ist verhalten optimistisch

Nach all den Aufregungen der letzten Monate ist eine gewisse Beruhigung festzustellen. Im vergangenen Jahr hatte die RBW die Unternehmen kurz vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine befragt und die aktuellen Werte haben sich wieder auf dieses Vorjahresniveau eingependelt.

 

sehr schlecht

schlecht

befriedigend

gut

sehr gut

2022*

4,15 %

9,58 %

33,23 %

39,94 %

13,10 %

2023

1,66 %

15,28 %

42,19 %

35,88 %

4,98 %

* vor dem Krieg in der Ukraine; n = 301

„Hätten wir im Mai oder September 2022 gefragt, wären die Ergebnisse ganz anders gewesen“, ist sich Volker Suermann, Geschäftsführer der RBW sicher. Nun haben die Betriebe aber vielfach eigene Lösungen, vor allem für die Herausforderungen der aktuellen Energieversorgung gefunden. Darunter oftmals der Einsatz von Photovoltaik oder angepasste Strategien beim Einkauf von Strom. Hinzu kommen staatliche Hilfen wie die Energiepreisbremse. Die Energiekosten sind aber immer noch auf einem sehr hohen Niveau und bleiben dies absehbar auch. Damit beeinflussen sie die Preissteigerungen auf allen Ebenen. Viele Unternehmen sind dadurch stark belastet, was auch zu Konsequenzen bei Investitionen führt. Vor dem Hintergrund der anstehenden Transformationsprozesse hin zu Erneuerbaren Energien, Klimaneutralität und nachhaltiger Mobilität macht man sich bei der RBW darüber etwas Sorgen. Der Blick in die Zukunft bleibt also mit Unsicherheiten verbunden. Und die Unternehmen wünschen sich vor allem wieder mehr Planungssicherheit. In dieser Einschätzung folgt man bei der RBW auch anderen größeren Studien.

Fachkräftesicherung bleibt Top-Thema

Nach wie vor sehen die Unternehmen aber in der Fachkräftesicherung die größte Herausforderung. Mit 62 Prozent aller Antworten gaben fast zwei Drittel diesen Punkt an. Es geht darum, vorhandene Fachkräfte zu halten, aber auch neue zu gewinnen. Gelingt dies nicht, ergeben sich Probleme in der Abarbeitung bestehender Aufträge ebenso wie in der Erbringung bestimmter Dienstleistungen. Auch Innovationen und Investitionen können dann zum Teil wegen fehlender Manpower nicht umgesetzt werden. „Das ist ein großes Risiko, das leider auch nicht neu ist und sich über alle Branchen erstreckt“, so Suermann. Wir sind als Wirtschaftsförderung an allen Lösungsansätzen dran und beraten die Betriebe in enger Abstimmung mit unseren Partnern in der Region. Rund 130 Unternehmen beteiligen sich an der Fachkräftekampagne „Kluge Köpfe arbeiten hier“. Die meisten sind bereits mit einem fertigen Arbeitgeberprofil auf der Landingpage www.kluge-koepfe-arbeiten-hier.devertreten. Andere Profile sind in Bearbeitung. Allen Mitmachern bieten die Partner der Kampagne regelmäßige Infoveranstaltungen, Workshops und Netzwerkformate an. So entsteht eine aktive Community, in der die Unternehmen sich über Fragen zu Ausbildung, Recruiting, Mitarbeiterbenefits und vieles weiteres austauschen können.

Preisanpassungen schwierig

Weitere wichtige Themen für die Unternehmen sind die Preisanpassungen, die Digitalisierung oder die Verfügbarkeit von Rohstoffen und die Lieferketten. Auch das ist kein überraschendes Ergebnis. Die Frage der Preisanpassungen ist für 57 Prozent aller Antwortenden relevant. Denn neben den gestiegenen Energiekosten sind auch die Einkaufspreise für Materialien sehr hoch. Je nach Wettbewerbssituation müssen die Unternehmen nun entscheiden, wie sie ihre Preisanpassungen vornehmen. Das gelingt im sog. B2B-Bereich besser, sobald das Unternehmen über ein gewisses Alleinstellungsmerkmal verfügt. Im B2C-Bereich, in dem Preise an den Endverbraucher weitergegeben werden müssen, ist das sehr viel schwieriger. „Dem Mittelstand ist durchaus bewusst, dass Produkte bezahlbar bleiben müssen, darum ist man hier sehr vorsichtig“, so Suermann. Auch die Digitalisierung ist ein Dauerthema, was nicht zuletzt daraus resultiert, dass Prozesse optimiert und automatisiert werden müssen. Womit man wieder bei der Fachkräftesicherung ist.

Sonderthema Nachhaltigkeit

Die RBW hat in ihren Umfragen jedes Jahr ein Schwerpunktthema. Diesmal das Thema Nachhaltigkeit. Denn die RBW macht den Unternehmen hierzu neue Angebote. Erfreulich ist, dass sich 80 Prozent der Antwortenden bereits mit der Nachhaltigkeit beschäftigen. Das Thema der erneuerbaren Energien liegt dabei vorn, was aktuell nicht verwundert. Auch die nachhaltige Mobilität beschäftigt die Unternehmerinnen und Unternehmer, die auf die Umfrage geantwortet haben.
Doch bei der RBW sieht man die Bandbreite der Nachhaltigkeit viel größer. Und so werden sich die Angebote neben der Energieversorgung und alternativen Energiekonzepten auf die CO2-Bilanzierung, die Klimarisikostrategien, die zirkuläre Wertschöpfung oder die Sensibilisierung und Qualifizierung von Mitarbeitenden beziehen. „Die Unternehmen stecken mitten in den Transformationsprozessen. Bei der betrieblichen Umsetzung dieser Prozesse benötigen sie Unterstützung, die wir ihnen anbieten“, ergänzt Suermann. Alarmiert ist man bei der regionalen Wirtschaftsförderung, dass so wichtige Themen wie die Klimafolgenanpassung und die Entwicklung von Klimarisikostrategien mit nur neun Prozent der Antworten eine so geringe Bedeutung haben. Die Flutkatastrophe im Juli 2021, von der auch große Teile des Rheinisch-Bergischen Kreises betroffen waren, oder die Hitzeperiode im Jahr 2022 werden keine Einzelereignisse bleiben. Vor allem heiße Sommer werden Mitarbeitende belasten, sich aber auch auf den Maschinenpark in der Produktion auswirken. Die gute Nachricht: Man kann sich darauf vorbereiten.
Ihre Projekte zum Thema „Nachhaltig Wirtschaften“ listet die RBW unter www.rbw.de/nachhaltig-wirtschaften auf. Bei Interesse nehmen Sie gerne Kontakt auf!

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