Frauen Job-Event 2024: Jetzt bin ich dran! Warum nicht?

Welche Karrierewege und Unterstützungsmöglichkeiten gibt es für Frauen? Wie können Frauen Beruf und Familie vereinbaren? Warum kann ein Quereinstieg interessant sein? Das 2. Frauen-Job-Event der Wirtschaftsförderungen im Rheinisch-Bergischen Kreis und im Oberbergischen Kreis am 12. Juni 2024 hoch oben auf Schloss Homburg war wieder ein voller Erfolg! Das Motto ‚Jetzt bin ich dran!‘ erreichte mehr als 150 Frauen.

Für die Teilnehmerinnen ging es schon vor dem Job-Event steil bergauf, als sie die Anhöhe des Schloss Homburg bestiegen. 

Auf dem Weg nach oben traf ich eine alte Bekannte, Heike, Außendienstmitarbeiterin aus Odenthal, über 10 Jahre hatten wir uns nicht gesehen. „Was machst Du denn hier“, fragte ich, sie lächelte mich an: „Mal sehen, was es für Frauen ab 56 noch gibt!“ Wir betraten einen wunderschönen großen Saal mit Podium vor mehreren Stuhlreihen, dahinter 15 kleine Unternehmensstände aus dem Bergischen – das Ganze vor einer riesigen Glasfront mit hoffnungsvoller Aussicht ins herrliche Grün. Von Sozialer Arbeit über Gesundheit, IT und vieles mehr, so unterschiedlich die Bereiche der Unternehmen waren, so unterschiedlich waren die Gründe, hier präsent zu sein. Lisa Brensing vom Aggerverband berichtete, dass sie gleich zwei Jobs mitgebracht hatte und Frauen technische Berufe näherbringen möchte. „Bei uns gibt es kein Teilzeitangebot, das es nicht gibt!“ Franziska Sieg, mit der Firma Rüggeberg zum zweiten Mal dabei, wollte herausfinden, was Frauen brauchen, um das Recruiting im eigenen Unternehmen anzupassen. Yvonne Wagner-Wolf vom Jobcenter Rheinberg: „Für uns als Arbeitgeber wird es auch immer schwieriger, Mitarbeiter für Beratung und Vermittlung zu finden.“

Schon bevor die Veranstaltung begann, tauschten die Damen emsig Visitenkarten aus und informierten sich an den Ständen. Ich traf Heike wieder, mit gelb-roter Mappe unterm Arm, sie strahlte: „Bei der ASB gibt es Angebote für Quereinsteiger!“

Pünktlich um 17 Uhr begrüßten die Organisatorinnen der Wirtschaftsförderungen Nicole Breidenbach aus Oberberg und Bianca Degiorgio aus Rhein-Berg die interessierten Frauen. „Ob Einsteigerin, Quereinsteigerin, Angestellte, Selbstständige oder Arbeitssuchende – ganz egal wo ihr beruflich steht, wir sind sehr froh, so viele tolle Frauen mit den Unternehmen vernetzen zu können. Denn, Netzwerken schadet nur dem, der es nicht tut!“ Bianca Degiorgio begrüßte die vier Expertinnen „die ihr an diesem Abend mit Fragen löchern könnt. Und sprecht die Frauen der Unternehmen an, es gibt viel zu entdecken. Bitte versorgt Euch mit Snacks und Getränken, wann immer Ihr wollt, und heißt nun Milka herzlich willkommen, die uns lebhaft durch die Podiumsrunde führen wird.“

Nicole Breidenbach (l.) und Bianca Degiorgio haben das Frauen Job-Event ins Leben gerufen

Warum nicht?

Die wunderbare quirlige Frau erreicht die kleine Bühne und startet mit Schwung: „Unterhaltsam kommunizieren – das kann ich! Und da ich bei VIVA schon so viele Mädchen im Fernsehen erreicht habe, wollte ich Frauen auch professionell ermutigen. Genau wie Euch heute: Ihr seid vollkommen ausgestattet. Ihr habt alles, was Ihr braucht. Seid die Sonne – hinterfragt alles!“ Milka gab eine kurze Geschichte mit ihrem Vater zum Besten: „Beim Spaziergang fragte ich ihn, warum scheint die Sonne?“ Der Vater erklärte ihr die physischen Vorgänge, doch seine Antwort reichte Milka nicht aus. Sie hakte weiter und mehrmals nach – und warum? Irgendwann wusste der Vater wohl nicht mehr weiter und erwiderte: Warum, warum, warum ist die Banane krumm? „Das war für mich ein komischer Moment, denn ich hatte verstanden, wenn ich zu viel frage, nerve ich.“ Doch das ‚Warum‘ sollte ihr noch oft in ihrem Leben begegnen, bis sie auf das Buch von Simon Sinerk stieß ‚Start with Why!‘, in dem es darum geht, dass wir immer alles mit ‚Warum‘ hinterfragen und vor die eigene Handlung stellen sollten. „Unser ‚why‘ ist stark, aber das ‚darum‘ scheint schwach. 

Dabei ist doch die Frage aller Fragen: Warum nicht?“ Die hatte sich Milka immer gestellt, sonst wäre sie nicht so weit gekommen, erklärte sie. „Und hier kommt die Sonne ins Spiel: Hat sie sich schon mal gefragt, warum sie scheint? Sie scheint einfach immer. Sei Du die Sonne und strahle, egal was passiert. Und sei Dir bewusst, es gibt nicht nur eine im All. Tut Euch zusammen und geht überall hin – immer mit der Frage ‚Warum nicht?‘

Anschließend holte Milka die vier Expertinnen zu sich auf die Bühne (im Bild v.l.n.r.): Dani Fonrobert, Gründerin des Frauennetzwerks ‚Frau Wertvoll‘ und Stärken-Coach, die Fachanwältin für Arbeitsrecht Ute Stiefelhagen, Systemische Business Coach Sibylle Kaminski und Iris Kunadt, Expertin für strategisches Netzwerken.

Milka richtet sich an die Juristin der Runde. „Und wie sieht das rechtlich aus? Denken Frauen da an sich?“ Ute Stiefelhagen ging dazu auf das Beispiel der Aushandlung von Arbeitsverträgen ein: „Verträge sind erst mal dafür da, um sich zu vertragen. Doch die Sprache ist sperrig und es fällt uns schwer, uns so auszudrücken, sodass man uns versteht. So wissen wir nicht, ob der Arbeitgeber uns Stolpersteine in den Weg gelegt hat, oder nicht. Wir Anwälte sind dann dafür da, zu prüfen, zu beruhigen und zu beraten.“ Aus dem Publikum tauchte die Frage auf, ob Frauen sich dabei schwertun, Verträge anzufechten? „Ja“, antwortete die Fachanwältin für Arbeitsrecht, „Frauen trauen sich häufiger nicht, denn ihnen fehlt oft das Selbstvertrauen. Wenn man etwas hinterfragt, könnte man von Anfang an als schwierig gelten. Diese Sorge möchte ich Euch nehmen! Lasst Euch beraten!“

„Netzwerke schaffen Möglichkeiten“, wusste Iris Kunadt als Netzwerkgründerin zu berichten. „Ich möchte Frauen ermutigen, das eigene Netzwerk strategischer zu nutzen zum Beispiel, um berufliche Herausforderungen anzugehen oder eigene Ziele zu erreichen.

Mehr über die vier Expertinnen

Daniela Fonrobert

(Gründerin Frauennetzwerk ‚FrauWertvoll‘ & Stärken-Coach sowie Gründerin der Tom & Perla Medienmanufaktur GmbH)
Hauptberuflich ist Daniela Fonrobert selbstständig in der TV-Produktion tätig.
Mit ihrem Frauennetzwerk ‚FrauWertvoll‘ möchte sie Frauen sichtbarer machen und ermutigen, mehr auf ihre Stärken zu schauen bzw. sich auf diese zu fokussieren. Sie entdeckte durch das Netzwerk ihre Leidenschaft für das Thema Stärken und machte eine Weiterbildung zum Stärken-Coach.

Ute Stiefelhagen

Rechtsanwältin (Syndikusrechtsanwältin), Fachanwältin für Arbeitsrecht
Ute Stiefelhagen ist als Rechtsanwältin für den Arbeitgeberverband Oberberg tätig.

Sibylle Kaminski

Systemischer Business-Coach, Trainerin für Souveränität & Empowerment
Sibylle Kaminski ist langjährige Coachin und Beraterin in beruflichen Themen, vor allem für Frauen hat sie Angebote, wie z. B. 
– Unterstützung von Frauen die sich in ihrer Rolle oder Führungsposition behaupten müssen und im beruflich wie persönlich weiterkommen wollen
– für HR/Personalentwickler:innen ist sie Ansprechpartnerin bei der Bildung von innerbetrieblichen Frauennetzwerken
– bei Präventions-Workshops gegen sexualisierte Belästigung und Trainings für mehr Souveränität geht es um das gleichberechtigte Miteinander in Unternehmen

Dr. Iris Kunadt

Expertin für strategisches Netzwerken
Dr. Iris Kunadt ist promovierte Politikwissenschaftlerin und Expertin für strategische Netzwerke. Sie forscht und berät zu Entrepreneurial Eco-Systems. Zentral dabei ist das Zusammenwirken von Menschen, Unternehmen, Organisationen und Politik, um gesellschaftliche Innovationen und Veränderungen nachhaltig auf den Weg zu bringen.

Doch womit beginnt man, wenn man auf jemand Unbekanntes trifft? Sibylle Kaminski, die als Business-Coach Menschen in ihren beruflichen Fragen begleitet, wusste Rat. „Mit Smalltalk – wie dem Wetter, das verbindet alle. Einfache Themen sind immer Eisbrecher.“ Sie ergänzt: „Als Coach begleite ich Frauen vom ‚Warum´ zu Ihrer ,Sonne‘!“ Dabei geht es oft um Zweifel oder Konflikte mit Arbeitgebern. „Darf ich emotional sein?“, wollte eine Frau aus dem Publikum wissen. „Warum nicht?“, gab Sibylle Kaminski zurück. „Wer verbietet uns denn, emotional zu sein? Das kommt doch von Männern! Ich ermutige Frauen, ihren Ärger wahrzunehmen und sich nicht immer alles gefallen zu lassen.“ Milka hakte nach. „Am Arbeitsplatz kommt Ärger oft nicht so gut an. Was rätst Du da den Frauen, Sibylle?“ „Atmen“, sagte sie lächelnd, „atmen, bevor ihr eure Wut raushaut. Am besten ist allerdings, vorbereitet ins Gespräch zu gehen. Und wenn es sich anders ergeben hat, geht mal kurz zur Toilette, um Euch zu sortieren. Es gibt immer eine zweite Chance und dann geht man vorbereitet ins Gespräch. Frauen haben den Anspruch an sich, immer schlagfertig zu sein. Aber Schlagfertigkeit wird selten in die Wiege gelegt, das müssen wir Frauen üben und steht deshalb in meinem Souveränitätstraining zum Schluss an.“

Dani Fonrobert führte an: „Du bist ja auch nicht alleine, das Gegenüber hat ja auch Emotionen und muss damit umgehen. Und das ist auch nicht schlimm.“ Bei der nächsten Frage ging es darum, dass Frauen sich bei unbequemen Nachfragen gern zurücknehmen, weil das Gegenüber denken könne, man sei eine Zicke. „Wie geht man denn damit um?“, wollte die Teilnehmerin wissen. Sibylle erklärte: „In dem Du aufhörst zu denken, dass Du eine Zicke bist. Das sind alles Zuschreibungen. Würde das auch ein Mann denken? Nein, die Zicke ist ein weibliches Substantiv.“

Zur Publikumsfrage, was Netzwerken für einen Nutzen haben soll, antwortete Iris Kunadt: „Gerade für beruflichen Erfolg sind Netzwerke ein wichtiger Schlüssel. Sie helfen Türen zu öffnen, wichtige Informationen zu finden und neue Ideen zu entwickeln. Man weiß nie, was einen erwartet. Netzwerken ist Geben und Nehmen, man darf immer großzügig sein und anderen helfen. Gerade für Frauen ist es aber wichtig, Kontakte auch strategisch für die eigene berufliche Weiterentwicklung zu nutzen.“

Und Dani Fonrobert ergänzt: „Ich finde die Frage noch wichtig: Was brauchst Du? Nur wer Fragen hat, dem kann geholfen werden. Netzwerken ist ein freundliches Miteinander, das ist Spaß!“ Als Milka die Runde beschloss, richtete sie sich an alle Frauen im Saal: „Warum nicht jetzt mit dem Netzwerken anfangen? Die Arbeitgeber warten schon auf Euch!“

Hier stellen sich 15 Unternehmen vor

Draußen auf der Terrasse unter den Sonnenschirmen sammeln sich die Frauen mit Häppchen zum Netzwerken, die gerade nicht im Gespräch mit den Unternehmen vertieft waren. Ich traf wieder auf Heike, schon durch ein paar Schlagworte war sie inspiriert worden. „Netzwerken mache ich sonst gar nicht, da geh ich jetzt mal rum.“ Und ich traf Elke, 58, aus Reichshof. Sie ist Industriekauffrau auf der Suche nach Arbeit. „Ich finde, dass man sich als Frau zu wenig zutraut und sich zu wenig Hilfe sucht. Hier mit vielen Leuten zu sprechen, finde ich richtig gut.“ Corinna, 58, aus Wipperfürth, arbeitet im Vertrieb. „‘Warum nicht?‘ die Frage nehme ich für mich mit, da unsere Generation ja anders erzogen worden ist.“ Lisa, 39, ist Trainerin und Coachin im Unternehmen und fand es superspannend von den Arbeitgebern hier zu erfahren, was sie für Frauen tun. „Nun weiß ich, wie ich erkennen kann, ob im Unternehmen das auch umgesetzt wird. Ich schaue mir an, ob es Frauen in Führungspositionen gibt und wie das Unternehmen mit Wiedereinsteigerinnen umgeht.“ Kerstin, 55, aus Waldbröl, fand toll, wie viele verschiedene Frauen hier sind. „So manche Schlüsselsätze, die uns stoppen, sind dieselben, die wir alle haben. Ich bin gespannt, wie lange es die noch gibt. Daher ist so ein Event so wichtig!“

Stärken stärken

Proppenvoll mit Damen, die an ‚Stärken stärken‘ interessiert waren, war das Gartenzimmer, in dem Stärken-Coach Dani Fonrobert ihren Workshop anbot. Frauen zu inspirieren, das sei ihr Herzensthema erzählte sie und so hat sie nach 27 Jahren im Job das Frauennetzwerk ‚Frau Wertvoll‘ gegründet, wo ihr auch das Thema ‚Stärken stärken‘ begegnete.

Was sie faszinierte, war der Satz „Wie wäre es, wenn wir bei Mitarbeitenden oder Kollegen nicht immer darauf schauen, was sie nicht können, sondern was sie richtig gut machen?“ Deshalb sollte sich zunächst einmal jede von uns bewusst machen: Das kann ich, dafür stehe ich. „Denn so erzielt man Erfolge und das kann man durch Stärkenarbeit herausfinden.“ In welcher Tätigkeit gehe ich auf? Wo bin ich im Flow? Wo werde ich um Rat gefragt? Wer hier Antworten hat, kann sich besser aussuchen, auf welchen Job man sich vielleicht bewerben möchte. Das lässt sich durch die Stärkenarbeit herausfinden.“ Würden Teams nach Stärken zusammengestellt, würde vielen Mitarbeitern die Arbeit leichter fallen. „Dazu gibt es auch handfeste gesundheitliche Erkenntnisse,“ so Dani Fonrobert. Der Rückschluss: Wenn Menschen mit ihren Stärken arbeiten, sind sie glücklicher, weil sie ins persönliche Wachstum kommen können. Um sich die eigenen Stärken bewusst zu machen, werden im Netz jede Menge Strength-Tests angeboten.
Ein gutes Unternehmen arbeitet mit den Stärken jedes einzelnen. Und dann wäre noch die Frage, was macht uns eigentlich glücklich? Dazu hat Dani Fonrobert ein ganz wichtiges Indiz: „Wenn man die Zeit vergisst, während man etwas tut – sowohl in beruflicher oder in privater Hinsicht. Warum nicht die eigenen Stärken kennen und damit arbeiten?“

Dani Fonrobert über Stärkenarbeit und Publikumsfragen

„Stärkenarbeit stammt aus der positiven Psychologie. In den 90ern entstand ein Forschungszweig mit dem Thema, was Menschen glücklich macht und ins persönliche Wachstum bringt. Denn viele von uns leben und arbeiten einfach so vor sich hin, ohne darüber nachzudenken. Stärken sind überdauernde Muster, die in uns angelegt sind und durch biographische Einflüsse unterstützt werden. Zum Beispiel: Hat jemand als Kind Leistungssport betrieben, weil von Grund auf ein gewisser Ehrgeiz da ist, ist zudem die Haltung unterstützt worden: Wenn Du hart trainierst/arbeitest, kannst Du große Erfolge erzielen. Dann fällt es diesem Menschen womöglich leichter, hart zu arbeiten, um ans Ziel zu gelangen. Ist jemand aus einer großen Familie besonders empathisch, und hat so gelernt, auf viele andere Bedürfnisse einzugehen, dann ist die Empathie etwas, das sich als Stärke entwickeln kann. Um herauszufinden, welche Stärken man hat, gibt es im Netz kostenlose Tests, wie zum Beispiel der Test Charakterstärken von der Universität Zürich.

Antwort aus dem Publikum: „Als ich im Wald Bäume gefällt habe.“
Eine weitere Frau stimmte zu: „Ja, Sonne, Garten, ich war zwei Stunden zugange und habe die Zeit völlig vergessen.“
Dani Fonrobert: „In der Natur sein, das macht oft glücklich.“
In meinem Job kriege ich selten etwas fertig. Zuhause mache ich dann Marmelade.
„Ein Ergebnis zu sehen, kann auch zufrieden machen. Wichtig ist, im Flow zu sein. Die Zeit ist dabei ein guter Messwert, wenn ich die vergesse, ist es wahrscheinlich eine gute Sache für mich.“

„Ich bin in einem Berufskolleg tätig und werde von Jugendlichen um Rat gefragt.“
Dani Fonrobert: „Entwicklung ist eine der 36 Stärken, dabei haben Menschen einen guten Blick für die Potenziale anderer. Es gibt auch Stärken mit Bezug zu Spiritualität und Harmonie, das sind häufig gute Verbinder für Gruppen. Einfühlungsvermögen ist ebenfalls eine Stärke. Sie hat viel Gutes, kann allerdings auch eine Schattenseite haben, wenn Menschen zu viel von außen aufnehmen.
Ich bin für vier Frauen verantwortlich. Wie finde ich heraus, ob ich fordere oder überfordere?
Den Test kann man auch mit Teams machen. Er hilft Euch, Menschen besser einzusortieren. Dann fällt es leichter zu sehen, was das Gegenüber braucht. Aber erst man schaust Du, was Du selbst brauchst.

Dani Fonrobert: „Gute Frage, da hilft ein Stärken-Test, zum Beispiel der Strength-Finder, von Gallup. Der ist allerdings kostenpflichtig und bedarf etwas Einordnung. Wer es etwas leichter haben will, kann mit dem VIA anfangen, dem „Values in Action“-Test

In der Pause schaute ich mich noch einmal bei den Ständen der Unternehmen um. Die „Stiftung Die Gute Hand“ hatte auf ihrem Board am Stand gleich acht Stellen ausgeschrieben. Und Soennecken bot Jobs in vielfältigen Bereichen an. „Das besondere bei uns ist, dass unsere Jobs familientauglich sind und wir ein Interesse an den Belangen der Frauen haben.“ Angelika Arnold ist Bereichsleiterin Personal- und Kulturmanagement und arbeitet seit 15 Jahren flexibel in Teilzeit. „Und heute bieten wir als Expertinnen eine Karriereberatung an und schauen über Bewerbungen, wenn das gewünscht ist.“

Nach der Pause traf sich die Frauenrunde zum Rechtstalk „sisters in law“ am Podium im großen Saal (Foto). Ob Kinderwunsch, Schwangerschaft, Mutterschutz, Teilzeit oder Arbeitszeugnis – vielen Fragen zum Thema Arbeitsrecht ging die Rechtsexpertin Ute Stiefelhagen auf den Grund und beantwortete sie den Frauen direkt vor Ort.

Fragen der Teilnehmerinnen zum Thema Arbeitsrecht

Ute Stiefelhagen: Es besteht keine Verpflichtung, den Arbeitgeber über den Kinderwunsch zu informieren. Ebenso wenig muss die Frage in einem Bewerbungsgespräch beantwortet werden. Dies gilt auch für die Frage nach einer Schwangerschaft. Diese Frage ist ausnahmslos unzulässig und darf sogar bei Bestehen einer Schwangerschaft verneint werden. Die Rechtsprechung hat hier ein „Recht auf Lüge“ festgestellt.

Ute Stiefelhagen: Es gibt keine gesetzliche Frist, binnen derer eine Schwangerschaft mitgeteilt werden muss. Damit die besonderen Schutzrechte für Schwangere in Anspruch genommen werden können, empfiehlt es sich jedoch, die Schwangerschaft möglichst frühzeitig mitzuteilen.

Ute Stiefelhagen: Ja, auf die vorgeburtliche Schutzfrist kann die Arbeitnehmerin verzichten. Die achtwöchige Schutzfrist nach der Entbindung ist zwingend einzuhalten.

Ute Stiefelhagen: Wer Elternzeit beanspruchen will, muss sie
– für den Zeitraum bis zum vollendeten dritten Lebensjahr des Kindes spätestens sieben Wochen und
– für den Zeitraum zwischen dem dritten Geburtstag und dem vollendeten achten Lebensjahr des Kindes
spätestens 13 Wochen vor Beginn der Elternzeit schriftlich vom Arbeitgeber verlangen.

Ute Stiefelhagen: Grundsätzlich ja. Es bestehen verschiedene Möglichkeiten, eine Teilzeitbeschäftigung zu beantragen.

  • Während der Elternzeit kann eine Teilzeitbeschäftigung von bis zu 32 Wochenstunden ausgeübt werden.
  • § 8 Teilzeit- und Befristungsgesetz (TzBfG) sieht die Möglichkeit einer unbefristeten Verringerung der Arbeitszeit vor.
  • Nach § 9a TzBfG kann eine zeitlich begrenzte Verringerung der Arbeitszeit (von einem Jahr bis zu 5 Jahren) beantragt werden.

Die Ansprüche haben jeweils unterschiedliche Voraussetzungen und können vom Arbeitgeber aus dringenden betrieblichen Gründen (Teilzeit während der Elternzeit) oder betrieblichen Gründen (Teilzeit nach dem TzBfG) abgelehnt werden.

Ute Stiefelhagen: Wichtig ist im Arbeitszeugnis neben der guten Führungs- und Leistungsbeurteilung vor allem die vollständige Angabe der Tätigkeiten und eine Dankens-, Bedauern- und Gute-Wünsche-Schlussformel. Der Arbeitgeber muss ein wohlwollendes Zeugnis ausstellen. Die Berichtigung eines Zeugnisses sollte zeitnah verlangt werden.

Ute Stiefelhagen: Grundsätzlich nein. Ein Anspruch besteht ausnahmsweise, wenn dies im Arbeitsvertrag oder in einem Tarifvertrag vereinbart ist oder bei einem Vorgesetztenwechsel oder einem Wechsel der Tätigkeit.

Nach vier Stunden „Jetzt bin ich dran!“ – eine wunderbare Zeit mit Unterhaltung, Information, Workshops und Netzwerken unter Gleichgesinnten und Unternehmen – hoch auf Schloss Homburg neigte sich der Frauenabend bei Sonnenuntergang dem Ende zu. Nicole Breidenbach war zufrieden: „Mit über 200 Anmeldungen scheinen wir einen Nerv der Frauen getroffen zu haben. Es gab jede Menge regen Austausch, sei es beim Stärken-Workshop, im Arbeitsrechtler-Talk oder beim Austausch mit den Unternehmen. Für 2025 planen wir erneut das Frauen-Job-Event – dann wieder in Bergisch Gladbach.“
Auf dem Weg nach Hause treffe ich ein letztes Mal auf Heike. „Das war eine spannende Veranstaltung. Ich hab‘ einen Lebenslauf abgegeben, werde jetzt mal mein Zwischenzeugnis kontrollieren und mich auf Jobs bewerben, die mich interessieren. Auch die Tipps, wie ich mit meinem Chef umgehe. Ich werde bestimmt mal die Gegenfrage stellen: Warum nicht?“

Autorin: Birgit Franke
Fotos: Eva Backes

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