IT intouch macht Geschichte lebendig mit dem Käthe Kollwitz Avatar

In einem Berliner Museum spricht seit April 2025 ein digitaler Avatar der Künstlerin Käthe Kollwitz mit den Besuchern – entwickelt von dem Bergisch Gladbacher Unternehmen IT intouch. Das vielbeachtete Projekt zeigt eindrucksvoll, wie KI heute Geschichte lebendig machen kann.

Das Käthe-Kollwitz-Museum Berlin widmet sich der weltbekannten Grafikerin, Zeichnerin und Bildhauerin, die Anfang des 20. Jahrhunderts in Berlin lebte und arbeitete. Es zeigt einen Überblick über ihr Schaffen und setzt ihr Leben und ihre Werke in den historischen Kontext. Wegen intensiver Umbauarbeiten war das Museum im Frühjahr dieses Jahres einige Monate geschlossen. Um während der Bauarbeiten dennoch ein Erlebnis zu präsentieren, erwartete die Besucher ein 3-D-animierter Avatar in der Lounge – als stilisierte, lilafarbene Darstellung von Käthe Kollwitz. Wer ihr vor dem Bildschirm eine Frage zu ihrem Leben oder ihren Werken stellt, erlebt, wie sich Kopf, Mund und Augen bewegen – und hört die passende Antwort in beeindruckender Echtzeit. Zwar ist die Idee eines Avatars nicht neu, aber sie hat sich in den letzten Jahren technologisch stark weiterentwickelt. Besonders die realistische und interaktive Art der Darstellung war noch vor wenigen Jahren in dieser Qualität nicht möglich.

IT intouch GmbH 
Lustheide 85
51427 Bergisch Gladbach
Tel. +49 2204 7039944
hallo@it-intouch.de
www.it-intouch.de

Geschäftsführer Florian Trautmann entwickelte mit seinem Team den Avatar von Käthe Kollwitz

Von der Idee zur Innovation

Die Idee zu diesem innovativen Projekt entstand bereits im Jahr 2023. Damals trat das Käthe-Kollwitz-Museum Berlin mit einer ungewöhnlichen Anfrage an die Bergisch Gladbacher Agentur heran: Ob es möglich sei, einen Avatar der berühmten Künstlerin zu entwickeln, mit dem man sich direkt austauschen kann und der selbstständig, mithilfe echter Sprachintelligenz, auf Fragen von Besuchern antwortet – ohne auf vorgefertigte Videos zurückzugreifen. IT intouch ist eine erfahrene App- und Digitalagentur, die seit 2006 individuelle und innovative Lösungen für mittelständische und große Unternehmen aus Industrie, Handel und Kultur realisiert. Der Fokus liegt auf KI-gestützten Apps, vernetzten IoT-Lösungen (Internet of Things) und Web-/Cloud-Entwicklung. Dazu zählen eine Smart-Home-App für Devolo, eine Kommissionier-Lösung für POLO sowie eine Beacon-App zur Besucherführung im Sportmuseum Köln. Beacons sind kleine Sender, die über Bluetooth Low Energy (BLE) Signale an mobile Geräte senden. Diese werden von der App empfangen und interpretiert, um ortsbezogene Infos bereitzustellen. Auch Industrieunternehmen wie Kemper, Trelleborg und Messer profitieren von maßgeschneiderten Web- und App-Lösungen zur Prozessoptimierung und Digitalisierung.

Mit ihrem Produkt FAROart, das digitale Vermittlungslösungen für Museen und kulturelle Institutionen entwickelt, ist IT intouch bereits in 12 Museen vertreten. Der Multimediaguide erkennt automatisch, vor welchem Exponat sich ein Besucher befindet und spielt passende Audio- oder Videoinhalte ab. Daher ist IT intouch besonders in der Kulturszene bekannt und so wurde das Käthe-Kollwitz-Museum vermutlich auf die Agentur aus dem Bergischen aufmerksam.

Zur Zeit der Anfrage des Museums war allerdings für IT intouch noch nicht absehbar, ob ein solches Vorhaben technisch realisierbar sein würde. „Wir wussten es auch nicht genau, aber wir haben auf die Innovationen und die Zeit vertraut“, erinnert sich Florian Trautmann, Geschäftsführer von IT intouch. „Alle sprachen über Avatare in dieser Qualität – und wir haben ihn einfach umgesetzt.“
Für das Museum war es ein mutiger Sprung ins kalte Wasser, der sich gelohnt hat. Der Avatar ist heute ein Besuchermagnet im Käthe-Kollwitz-Museum Berlin, denn die Teilnehmer reagierten spielerisch und begeistert. Besonders für Digital Natives bietet der Avatar einen zeitgemäßen Zugang, der sich an der medialen Nutzung heutzutage orientiert.

Mit dem Avatar überbrückte das Museum die Zeit des Umbaus. Auch danach bleibt er fester Bestandteil des Museumskonzeptes.

Inhaltliche Vorbereitung

Zunächst trug das Museum in einem Zeitraum von sechs Monaten unterschiedlichste Dokumente aus Archiven, Tagebucheinträgen und Webseiten zusammen. Zusätzlich sammelte es „häufig gestellte Fragen“ der Besuchenden – über das Alltagsleben, zur Wirkung und Bedeutung ihrer Kunst und zu der möglichen Haltung von Käthe Kollwitz zu aktuellen gesellschaftlichen Themen. „Was würdest Du heute tun?“ und das im Kontext heutiger Kriege und sozialer Ungerechtigkeit – das war eine besonders häufige Besucherfrage. Denn die Künstlerin zeigt in ihren Werken Menschen, die von Armut betroffen sind, Familienangehörige im Krieg verloren haben oder auf der Straße leben. „Wir haben den Avatar so entwickelt, dass er auch nur Wissen bis zum Tod der Künstlerin hat. Er trifft demnach Vermutungen, was heute sein könnte. Dies erzeugt durchaus interessante Gespräche, da man ihm sagen kann was heutzutage passiert,“ fügt Florian Trautmann ein.

Auf der Suche nach einer Möglichkeit, sich mit einer historischen Persönlichkeit direkt austauschen zu können, und nach den neuen Technologien, die eingesetzt werden könnten, fiel die Entscheidung auf einen Chat- und Voicebot, da er auf das umfangreiche Wissen zugreifen und jede Menge Fragen beantworten kann. Ausgewählte Daten zu den Kunstwerken, Tagebucheinträge sowie die Biografie der Künstlerin dienten IT intouch dabei, den Chatbot auf schwierige Fragen vorzubereiten. Die Inhalte wurden von dem Museum für die Software vorbereitet, die die Agentur für den Avatar entwickelte. IT intouch überführte die gesammelten Informationen in ein KI-lesbares Format (Markup), sodass die Inhalte besonders schnell von der KI verarbeitet werden können. Diese Wissensdatenbank basiert auf der Technologie und den Diensten von OpenAI und ist jederzeit erweiterbar. Mit verschiedenen Eingabeaufforderungen (Prompts) wurde das System getestet.
IT intouch verwendete innovative Technologien, wie Googles Text-to-Speech-Dienst für die Übersetzung in zahlreiche Sprachen oder KI-generierten Antworten von OpenAI. Diese sogenannten Large Language Models (LLM), wie beispielsweise ChatGPT, sind in der Lage, menschliche Sprache zu verstehen und passende Antworten zu generieren. Die KI-Agentur integrierte die Technologien und erweiterte sie mit der speziell entwickelten Wissensdatenbank rund um Käthe Kollwitz, auf Basis der Inhalte des Museums. Wird nun eine Frage von dem Museumsbesucher gesprochen gestellt, durchforstet die KI das gesamte Wissen. Sie generiert eine Antwort, wandelt sie in Sprache um und reagiert nun individuell in authentischer Rede auf die Frage. IT intouch generierte dazu die passende Stimme und schaffte die Verbindung von Avatar, Chatbot und Bedienoberfläche auf dem Touchscreen für die reibungslose Zusammenarbeit. Der Avatar funktioniert in über 60 Sprachen und ist barrierefrei. Das bedeutet, Fragen und Antworten können nicht nur gesprochen werden. Menschen, die nicht hören können, lesen die Antwort auf dem Screen; Menschen, die nicht sprechen können, geben Fragen über die Tastatur an der Stele ein.

Der Avatar von Käthe Kollwitz spiegelt ihre Persönlichkeit

Käthe Kollwitz als digitales Wesen

Da klar erkennbar sein sollte, dass es sich nicht um Käthe Kollwitz selbst handelt, die antwortet, sondern um ein digitales Wesen mit KI-gestütztem Systemen, entschieden sich Museum und Agentur bewusst gegen eine fotorealistische Darstellung. Der Avatar sollte ein eigenes Kunstwerk sein – ganz im Geiste von Käthe Kollwitz selbst. Dazu entwickelten IT intouch gemeinsam mit Alla Popp, die in Berlin mit dem Schwerpunkt digitale Medien tätig ist, eine 3D-Studie von Käthe Kollwitz. Hierbei kam ein 3D-Modelling-Verfahren zum Einsatz, bei dem Höhe, Breite und Tiefe eines Objekts mit Hilfe spezialisierter Software modelliert werden. Um die Bewegung zum Leben zu erwecken, arbeitete die Agentur mit dem sogenannten Motion-Capture-Verfahren: Ein realer Mensch lieferte Mimik und Gestik, die anschließend auf das virtuelle Modell übertragen wurden. So entstand eine künstlerische, aber ausdrucksstarke Figur, die sich glaubwürdig und emotional bewegt.

Innerhalb des Prozesses stellte die Entwicklung der Persönlichkeit des Avatars eine Herausforderung dar, denn die Antworten waren stark von den Kriegs- und Verlustthemen geprägt, die die Zeit von Käthe Kollwitz von 1867 bis 1945 bestimmten. Im Gespräch mit dem Museum erfuhr IT intouch, dass Käthe Kollwitz trotz der Dunkelheit optimistisch und empathisch war, was sie auch in ihren Werken zum Ausdruck brachte. Gemeinsam mit dem Museum arbeitete die Agentur ihre Persönlichkeit heraus und programmierte sie dem Avatar ein. „Wir haben mit Hilfe von gezielten Prompts Einfluss auf die KI nehmen können. Hier werden der KI gewisse Anweisungen und Kontexte gegeben, die bei jeder Antwort berücksichtigt werden. Dabei mussten wir uns im Trail-and-Error-Vorgehen an die perfekte Persönlichkeit heranarbeiten“, erklärt Florian Trautmann. Heute wirken die Antworten deutlich lebensbejahender und transportieren die Essenz der Künstlerin besser.

Vor genau 80 Jahren ist Käthe Kollwitz verstorben und kann sich nicht mehr äußern. Dennoch wurde der Versuch unternommen, sie mit der Unterstützung von IT intouch und den innovativen Techniken zum Sprechen zu bringen. Um eine passende Antwort für jede Frage zu finden, wird von der KI das Material immer wieder neu durchforstet und neu kombiniert. Somit unterliegen die Antworten nur zum Teil menschlicher Kontrolle und bleiben ein Spannungsfeld zwischen historischer Authentizität und technischer Interpretation. „Das war ein Grund dafür, warum ich bei der Vorstellung des Avatars während der Pressekonferenz einigermaßen nervös war. Man weiß nie, welche kritischen Fragen gestellt werden und vor allem, welche Antworten die KI generiert,“ erklärt Florian Trautmann. „Die Frage eines Journalisten beispielsweise war, ob Käthe Kollwitz gerne auf fliegenden Schweinen reiten würde‘. Der Avatar hat solche Fragen mit viel Humor aufgenommen und in den Kontext ihres Lebens und ihrer Werke gebracht. Die Frage war zwar ungewöhnlich, aber gut, denn sie hätte von Kindern gestellt werden können, die ja eine große Portion Phantasie aufweisen. Insgesamt ist alles gut gegangen.“
Seit April 2025 ist der Avatar nun öffentlich zugänglich, auch während das Museum zeitweilig geschlossen war. „Das Museum hat erst seit Anfang Juli 2025 wieder komplett geöffnet. Bei unserem Feedbackgespräch erklärten sie, dass der Avatar weiterhin rege genutzt wird und eine Vielzahl an täglichen Konversationen verzeichnet. Es hat uns besonders gefreut, zu hören, dass der Avatar bei allen Besuchergruppen gut ankommt.“ Schulklassen beispielsweise haben im Vorfeld Fragen gesammelt, die dann dem Avatar vor Ort gestellt wurden. „Auch ältere Besucher, die noch nie mit KI interagiert haben, kamen das erste Mal in Kontakt zur KI.“
Aufgrund des Erfolgs im Kollwitz-Museum sind 2025 mehrere weitere KI-Avatare im Kulturbereich geplant.

Die Väter des Käthe Kollwitz Avatars: Geschäftsführer Florian Trautmann und der Entwickler Aurélien Wynant, App Developer.

Florian Trautmann

„Bei der Vorstellung des Avatars während der Pressekonferenz war ich einigermaßen nervös. Man weiß nie, welche kritischen Fragen gestellt werden und vor allem, welche Antworten die KI generiert.“

KI-Avatare im Unternehmensalltag

Was im Museum für Staunen sorgt, eröffnet auch in der Wirtschaft neue Perspektiven. KI-Avatare lassen sich vielseitig einsetzen – etwa im Kundenservice, Tourismus, Vertrieb oder bei internen Prozessen. Anders als ein gewöhnlicher Chatbot besitzt ein Avatar eine besondere visuelle Präsenz – eben mit realistischer Mimik, Ausstrahlung und Sprache. Das schafft Nähe und bleibt in Erinnerung.
Auf einer Unternehmenswebsite könnte ein Avatar häufig gestellte Fragen zu Produkten oder Dienstleistungen beantworten, Empfehlungen aussprechen, Konfigurationen begleiten oder Erklärvideos ersetzen.
Im Einzelhandel weist ein Hologramm-Avatar den Weg zum gewünschten Produkt. Im Hotel beantwortet er beim Check-in individuelle Fragen zu Buchung oder Frühstückszeiten. In der Touristik könnte er Sehenswürdigkeiten vorstellen – entweder auf einer Website oder vor Ort als digitale Stele. Im Bürgerbüro verkürzt er Wartezeiten durch geduldige, automatisierte Auskünfte.
Auch im Onboarding neuer Mitarbeitender sind Avatare sinnvoll: Sie erklären Prozesse, vermitteln Informationen in der jeweiligen Muttersprache, entlasten Kollegen und verkürzen die Einarbeitungszeit. „Unternehmen könnten sich fragen: Wo brauchen wir Unterstützung? Daraus lassen sich kleine Projekte entwickeln – und das mit großem Potenzial“, so Florian Trautmann. „Aber leider darf ich momentan noch nicht über eine Referenz berichten. Allerdings stehen wir kurz vor einer Zusammenarbeit mit einer recht großen Schule, die den Avatar dazu nutzen möchte, ihren Schülern Informationen zu Räumen und zur Anmeldung beispielsweise zu geben.“

Mehr Kundenservice, mehr Effizienz und immer im Einsatz

Was im Museum möglich ist, kann erst recht im Unternehmen zum Einsatz kommen – KI-Avatare eröffnen neue Möglichkeiten, komplexe Inhalte zugänglich, erlebbar und emotional vermittelbar zu machen. Entscheidend ist ein bewusster, verantwortungsvoller Umgang mit der Technologie. Wenn Ethik, Kreativität und Innovation zusammenkommen, entsteht mehr als ein digitales Tool: eine neue Form des Dialogs zwischen Mensch und Maschine – die berühren kann.
Ob als digitaler Kundenberater, interaktiver Produkterklärer oder mehrsprachige Onboarding-Hilfe – KI Avatare verbinden technologische Effizienz mit menschlicher Ansprache. Sie entlasten Mitarbeiter, schaffen ein modernes Nutzererlebnis und stärken die Kundenbindung. Für Unternehmen bieten sie eine zukunftsfähige Lösung, um Service, Kommunikation und Schulung auf ein neues Level zu heben – individuell, skalierbar, in allen Sprachen dieser Welt, jederzeit verfügbar und immer im Einsatz.

Text: Birgit Franke
Fotos: IT intouch

Nach oben scrollen