SPH entwickelt Wärmepumpe für ein besseres Klima

Fossile Stoffe werden verbrannt, die Restwärme verpufft oder muss gar runtergekühlt werden – so sieht die traditionelle Wärmeerzeugung aus. Das ist weder effizient, noch umweltfreundlich. Genau hier setzt die Firma SPH (Sustainable Process Heat) aus Bergisch Gladbach an. Mit ihren Wärmepumpen kann Abwärme effektiv genutzt werden.

Firmengründer wollen Energieeffizienz steigern und CO2-Emissionen reduzieren

Die SPH-Wärmepumpen steigern die Energieeffizienz und reduzieren CO2 sowie Energiekosten. An einer solchen Lösung sind in Zeiten des Klimawandels viele Unternehmen interessiert. „Unsere Homepage war noch keine Woche online, da hatten wir schon die ersten Anfragen“, sagt Andreas Mück. Und das, ohne irgendwelche Werbung oder Vertriebsaktivitäten. „Zurzeit diskutieren wir mit vielen Firmen über Pilotanlagen“, erklärt Dr. Tim Hamacher. Doch das gestaltet sich langwieriger als gedacht. „Es ist das klassische Henne und Ei-Problem“, so der promovierte Physiker. „Vielen fehlt einfach eine laufende Anlage als Referenz.“

Dabei können beide Gesellschafter von SPH jede Menge praktische Erfahrung vorweisen. „Ich war 25 Jahre bei einer Firma, die Verbrennungsmotoren für Pkw, Lkw und die Industrie hergestellt hat“, erzählt Mück. Der Maschinenbauingenieur arbeitet als Projektmanager, leitete ein paar Jahre die Versuchsabteilung und war in der Fertigung tätig. Dr. Hamacher war in derselben Firma für Motoren und deren Überprüfung zuständig. „Wir haben Energiesysteme und Blockheizkraftwerke für Vaillant entwickelt und weltweit für andere Kunden“, so Dr. Hamacher.

Ausführliche Informationen zum Service des Rheinisch-Bergischen TechnologieZentrums für technologieorientierte Firmengründungen finden Sie im Beitrag „Durchlauferhitzer für die Region“ im RBW-Blog.

Wenn Sie nun Interesse haben, bei der SPH Sustainable Process Heat GmbH mitzumachen, können Sie sie als Arbeitgeber bei der Kampagne „Kluge Köpfe arbeiten hier“ kennen lernen.   

SPH Sustainable Process Heat GmbH
Rheinisch-Bergisches TechnologieZentrum
Friedrich-Ebert-Straße 75
51429 Bergisch Gladbach
Tel. +49 2204 7061491
tim.hamacher@spheat.de
www.spheat.de

Im  RBTZ wurden  Andreas Mück   und  Dr. Tim  Hamacher gut beraten von  Stefan Dürselen (v.l.n.r.).

Der Nachhaltigkeit verschrieben

Seit 2008 arbeiten die beiden Unternehmensgründer zusammen. „Andreas Mück war mein Chef“, erinnert sich Dr. Hamacher. 2015 wurden beide gemeinsam von ihrem Arbeitgeber an Viking Heat Engines für eine Produktentwicklung in Deutschland ausgeliehen. Das norwegische Unternehmen ist auf technologische Innovationen spezialisiert, die zur Marktreife entwickelt werden. 2016 wechselten Mück und Dr. Hamacher ganz zu Viking. Trotz der langjährigen Firmenzugehörigkeit und der damit verbundenen Sicherheit fiel beiden dieser Schritt nicht schwer, weil die Möglichkeit der CO2-Einsparung zum Selbstverständnis der Gründer passt. „Diese Begeisterung für Autos, Motoren und Formel 1, die in unserer alten Firma vorherrschte, habe ich einfach nicht“, gesteht Mück, der selber ein Elektroauto fährt und in einem Passivhaus lebt. „Ich kam mir bei meiner alten Firma immer ein bisschen wie ein Fremdkörper vor.“ Für Dr. Hamacher war der Wechsel die Chance, nicht wie bisher nur als Ingenieurdienstleister zu arbeiten, sondern ein ganz eigenes Produkt zu entwickeln. Auch er ist ökologisch ausgerichtet, mit einem elektrischen Auto unterwegs und versucht so weit wie möglich klimaneutral zu leben. „Nachhaltigkeit spielt eine große Rolle, auch privat“, so der Physiker.

Ideale Bedingungen im TechnologieZentrum

Auch für  das Wachstum aus dem RBTZ hinaus stehen dessen Geschäftsführer Martin Westermann (l.) und Dr. Erik Werdel (r.)  hilfreich zur Verfügung.

Trotz Rückschlag drangeblieben

Von der norwegischen Mutter finanziert, entwickelte die deutsche Tochter von Viking Heat Engines eine ORC-Anlage (Organic Rinkine Cycle) zur Produktion von CO2-freiem Strom durch die Nutzung von industrieller Restwärme. Aufbauend darauf entwickelten sie eine Industriewärmepumpe, die in der Lage ist, die vorhandene Abwärme wieder auf 160 Grad anzuheben und als Prozesswärme zur Verfügung zu stellen. „Das war bislang einmalig und funktionierte erstaunlich gut“, sagt Mück. Doch die Entwicklung dieser neuartigen Anlage kostete viel Geld und Missmanagement führte im Januar 2020 schließlich zur Insolvenz. „Die Firma war überschuldet und die Geschäftsführung hat zu spät die Reißleine gezogen“, sagt Dr. Hamacher. Sowohl er als auch Mück hatten das Ende kommen sehen. Der Physiker hatte mehrere interessante Jobangebote, wollte aber an dem Thema dranbleiben. Mück ging es genauso: „Wir wollten weitermachen, das Know-how ist ja da“, so Mück. Gerade in Zeiten des Klimawandels brauche es eine neue Technologie für CO2-freie Wärme über 100 Grad. „Und wir hatten ein Tool für die Industrie dazu.“

Im April 2020 wurde SPH gemeinsam mit einem kaufmännischen Geschäftsführer und zwei Geldgebern gegründet. Im Fokus stand erst einmal die Entwicklung einer eigenen Anlage mit neuer Kolbenmaschine. Bei der Suche nach Geschäftsräumen entschieden sich die Firmengründer für das Rheinisch-Bergische TechnologieZentrum (RBTZ). Hier wird die Gründung von Wirtschaftsförderer Martin Westermann und Technologieberater Stefan Dürselen, beide Geschäftsführer im TZ, begleitet. „Know-how und Netzwerk der Einrichtung haben sich als äußerst hilfreich erwiesen“, sagt Mück. „Die Rahmenbedingungen haben uns erlaubt, klein und preiswert anzufangen“, ergänzt Hamacher. Diskutiert wurde auch, ob Förderungsmöglichkeiten beantragt werden sollten. „Aber wir sind kein Standard-Start-up“, sagt Dr. Hamacher. „Wir wollen richtige Maschinen bauen, die Wärme erzeugen und so eine Maschine kostet 100.000 Euro alleine in der Herstellung.“ Man wolle auch mit der Umsetzung nicht warten müssen, bis die Förderung genehmigt sei.

Große Halle für die Umsetzung gesucht

Das letzte Jahr haben Mück und Dr. Hamacher genutzt, um ein komplett neues Design und eine neue Kolbenmaschine zu entwickeln. „Eine Wärmepumpe ist im Groben nichts Neues“ so der Physiker. „Aber ein Kompressor für diese hohe Temperatur in Kombination mit den benötigten neuartigen Kältemitteln schon.“ Inzwischen haben die Entwickler drei Patente angemeldet, um ihre Entwicklung zu schützen. Nun soll ein Prototyp gebaut werden. Dieser neue Kompressor besteht aus 150 verschiedenen Bauteilen. Dazu kommen dann noch Bauteile, um aus dem Kompressor eine Wärmepumpe zu machen, inklusive dem Schaltschrank. „Das entspricht aus unserer Sicht den Anforderungen der Industrie“, ist Mück überzeugt.

Doch beim Bau der Anlage gibt es einen Wermutstropfen. „Es gibt keine Halle im TechnologieZentrum oder -Park, die groß genug ist für uns“, so Dr. Hamacher. Durch die Vermittlung von TZ-Geschäftsführer Dr. Erik Werdel kommt es gegen Ende des Jahres wahrscheinlich zu einer Nutzung einer Halle in Overath. „Wir haben überlegt, ob wir die Büros hier belassen und dort in der Halle bauen“, erklärt der Physiker, der die Bedingungen im TechnologieZentrum gerade für junge Firmen als ideal bezeichnet. Doch wahrscheinlich wird SPH auch mit dem Büro nach Overath ziehen. Für die Wirtschaftsförderer im TechnologieZentrum trotzdem ein Erfolg: Das Unternehmen bleibt im Rheinisch-Bergischen Kreis und hat hier optimale Bedingungen zu wachsen. Für Dr. Hamacher ist die Begründung für den Umzug der gesamten Firma ganz einfach: „Ein Entwickler hört gerne, was die Maschine macht.“

Autorin: Elke Landschoof
Fotos und Grafiken: Elke Landschoof, SPH GmbH, RBTZ

Kluge Köpfe bei SPH

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