„Wir sind auf Privatgärten nicht eingerichtet, das können andere besser“
„Wir sind auf Privatgärten nicht eingerichtet, das können andere besser“, sagt Geschäftsführer Markus Theß geradeheraus. Maschinenpark und Abläufe seien bei Sieg + Partner auf Großflächen zugeschnitten. „Das fängt bei Außenanlagen von einer Kita oder Schule an und geht bis zu Stadtplätzen und Quartiergestaltungen.“ Als Generalunternehmer führt die Wermelskirchener Firma nach den Plänen von Auftraggebern und Architekten alles aus, was anfällt. Vom Erd-, Kanal- und Straßenbau bis zur Bepflanzung gibt es alles aus einer Hand. Sogar Pflege, Instandhaltung und Winterdienst können auf Wunsch übernommen werden, womit sich die Firma – vor allem in den Wintermonaten – ein weiteres Standbein erschlossen hat, das inzwischen 15 Prozent des Umsatzes ausmacht.
Sieg + Partner existiert seit 1962 in Wermelskirchen. Gegründet wurde die Firma als Ein-Mann-Betrieb von dem Wermelskirchener Urgestein Hans Büngen – unter dem Namen Firma Büngen. Etliche erinnern sich noch an die Zeit, als er Gastarbeiter am Kölner Hauptbahnhof einsammelte.
Das Unternehmen wuchs, und schließlich stieg Bauleiter Franz Josef Sieg als Gesellschafter mit ein, was zur Namensänderung in Büngen + Sieg führte. Als Büngen ausschied, rückte Roswitha Vierheller Anfang der 1990er-Jahre als Gesellschafterin nach. Das spiegelte sich jedoch nicht im Firmennamen wider, stattdessen hieß der Garten- und Landschaftsbaubetrieb fortan Sieg + Partner. Diesen gut eingeführten Firmennamen hat Markus Theß beibehalten, obwohl er von 2007 bis 2022 sukzessive zum Alleininhaber wurde.
Sieg + Partner GmbH & Co. KG
Handelsstraße 22
42929 Wermelskirchen
Tel. +49 2196 887660
info@sieg-partner.de
www.sieg-partner.de
Der Chef folgte seinem Herzen
Dass Markus Theß Chef von Sieg + Partner werden würde, war nicht abzusehen und ist im Grunde eine glückliche Fügung. Nachdem er Landschaftsgärtner gelernt und dann Landschaftsbau und Freiraumplanung studiert hatte, wollte der junge Mönchengladbacher eigentlich nach München. Doch damals war die Situation das komplette Gegenteil von heute: „Es war eine Katastrophe, es gab keine Stellen“, erinnert sich der 49-Jährige. „Ich habe mich überall blind beworben.“ Sogar in Wermelskirchen, wo er noch nie war und dann 2002 als Bauleiter bei Sieg + Partner anfangen konnte. „Hier bleib ich fünf Jahre“, dachte er und kündigte 2007 punktgenau, um den Garten- und Landschaftsbaubetrieb seiner Eltern in Mönchengladbach zu übernehmen.
Doch es kam anders, weil Markus Theß seinem Herzen folgte. Nicht Privatgärten, sondern öffentliche und gewerbliche Außenanlagen waren sein Ding. Als sich bei Sieg + Partner unverhofft eine Nachfolge-Perspektive ergab, unterschrieb er dort erneut – und erwarb erste Firmenanteile. 2022 übernahm er die alteingesessene Firma komplett. „Ich wollte immer selbstständig sein“, sagt er. Das verdanke er wohl dem Vorbild seiner Eltern, die im Übrigen für seine Entscheidung voller Verständnis waren.
Abriss gehört zu den Aufgaben wie …
… Gestaltung und Aufbau neuer Flächen
Wege pflastern oder asphaltieren, Trockenmauern und Sitztribünen aus Natursteinen bauen, automatische Bewässerungen installieren, Stahlbänder als Beeteinfassung montieren, Habitatstrukturen und Bolzplätze anlegen, Grauwacke-Treppen und Bachläufe realisieren, Zäune und Lampen aufstellen sowie aufwändige Pflanzungen vornehmen … Die Liste dessen, was die rund 60 Mitarbeitenden von Sieg + Partner tun, ist sehr, sehr lang. Ein Hauptmerkmal ihrer Arbeitsweise: Sie arbeiten in festen Teams. Jedes Team umfasst zwei bis drei Personen und macht alles – vom Abriss bis zur Abnahme. Das steigert die Zufriedenheit am Arbeitsplatz und ist damit auch ein Erfolgsfaktor, um Nachwuchskräfte zu gewinnen. Denn Ausbildung ist ein Schwerpunkt der Unternehmenskultur bei Sieg + Partner.
Kluge Köpfe bei Sieg + Partner
Wir sind für dich da. Das ist uns das allerwichtigste: Du must nicht alles können. Lernen ist ganz normaler Teil des Prozesses. Entscheidend ist nur deine Motivation. Bist du ein Macher-Typ? Willst du etwas erreichen? Hast du Lust darauf, an der frischen Luft handwerklich zu arbeiten in einem sehr abwechslungsreichen und spannenden Beruf? Dann freuen wir uns aus vollem Herzen, dich nach Kräften zu unterstützen, ganz egal, wo du grade stehst! Nach Kräften unterstützen werden dich dabei unsere Ausbilderin Jessica Wetzel und Jörn Klee, unser Ansprechpartner und Mentor für alle Mitarbeiter.
Eine Ausbilderin aus eigenen Reihen
Dreh- und Angelpunkt der Ausbildung ist Jessica Wetzel. Die Wermelskirchenerin hat gleich drei Vorteile: Als Frau ist sie Vorbild für andere weibliche Berufsinteressentinnen, mit ihren 31 Jahren ist sie altersmäßig nah an den Auszubildenden dran und vor allem: Sie hat bei Sieg + Partner selbst von der Pike auf gelernt, kennt die Arbeit auf der Baustelle. Der Anfang sei zugegebenermaßen holprig gewesen, erzählt sie lachend: „Am zweiten Tag des Praktikums wollte ich abbrechen!“ Doch ihr Vater riet: „Warte mal ab …“ Und tatsächlich fing sie Feuer: Sie absolvierte die Ausbildung bei Sieg + Partner, studierte danach Landschaftsarchitektur und hielt währenddessen Kontakt zur Firma. Schließlich schrieb sie ihre Bachelorarbeit zum Thema Ausbildung bei Sieg + Partner und stieg danach 2018 als Bauleiterin und Ausbilderin ins Unternehmen ein.
Damals, so erinnert sich Markus Theß, habe er große Schwierigkeiten gehabt, für das florierende Unternehmen Mitarbeitende zu finden. „Wir wussten nicht mehr, wie wir die Stellen besetzen sollten. Es kamen keine Bewerbungen mehr.“ Zwar wurde ausgebildet, doch die Leute blieben nicht. Dass Jessica Wetzel zu diesem Problem ihre Arbeit geschrieben hatte und als Mitarbeiterin gewonnen werden konnte, „passte perfekt“, strahlt der Chef noch heute. Fortan war Ziel, die Ideen der Bachelorarbeit „Stück für Stück hier umzusetzen“. Das Ergebnis nimmt der 49-Jährige im Gespräch gleich vorweg: „Das ist super erfolgreich! Die Stimmung, der Zusammenhalt – das ist einfach schön!“
Motivation steigt
Jessica Wetzel erzählt, dass auch die Motivation der Belegschaft steige. So habe ein Team-Vorarbeiter sie heute gefragt, wann er denn seinen Azubi wieder abgeben müsse. „Er meinte: Ich will meinem Azubi unbedingt noch das und das beibringen.“
Jeder zweite Azubi bleibt
Ausbildungsabbrecher, die es zuvor häufig gab, sind nun bei Sieg + Partner Mangelware. Alle Azubis erhalten nach ihrem Abschluss das Angebot, im Unternehmen zu bleiben. Etwa die Hälfte greife zu, sagt Markus Theß froh. „Eine gigantisch hohe Quote!“ In jeder Kolonne arbeite inzwischen ein ehemaliger Azubi. Das sei überaus wertvoll, weil so das Wissen ausscheidender Mitarbeiter im Betrieb weitergegeben werde. „Das Wissen, das in Jahrzehnten erlernt wurde, ist ja sonst weg.“
Der Erfolg hat meist viele Komponenten und so ist es auch in Sachen Nachwuchs bei Sieg + Partner. Wichtigste Maßnahme: Jessica Wetzel kümmert sich zu fast 100 Prozent nur um die Azubis. Für die Firma ist das ein Quantensprung. „Die Ausbildung ist vorher so nebenhergelaufen“, berichtet Markus Theß. Bis 2018 war es „undenkbar, dass eine Person ihre Arbeitszeit auf Ausbildung verwendet.“ Nun begleitet Jessica Wetzel von A bis Z alle, die sich für einen Job bei den Wermelskirchener Garten- und Bauexperten interessieren: vom Info-Gespräch über Bewerbung, Vorstellungsrunde und Ausbildungszeit bis hin zum Abschluss. „Unser Ziel sind neun Azubis – drei pro Ausbildungsjahr“, erklärt Jessica Wetzel. Das Ziel wird erreicht.
Mehrere Faktoren unterstützen Markus Theß und Jessica Wetzel, um qualifizierten Nachwuchs heranzuziehen.
Maßnahmen für Nachwuchskräfte
- Website, Facebook und Instagram bieten mehr als nur Firmen-Infos: Sie zeigen einen ansprechenden Mix aus Statements und Videos, aus Sachlichkeit und Gefühl. Zu Wort kommen Mitarbeitende, Azubis und Kunden. Das Social-Media-Team ist authentisch, weil es aus 18 Personen aller Unternehmensbereiche besteht.
- Azubis werden willkommen geheißen und an die Hand genommen.
- Jeder Azubi hat in Jessica Wetzel eine feste Ansprechpartnerin, die nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis sachkundig ist.
- Jeder Azubi hat in der Anfangszeit einen freiwilligen Paten.
- Jeder Azubi gehört für sechs Monate zu einem festen Arbeitsteam. Danach wechselt er das Team, sodass er während der Ausbildungszeit sechs Teams kennenlernt.
- Den firmeninternen Azubi-Unterricht absolvieren die Betroffenen nicht (wie früher) nach der Arbeit, sondern sie werden dafür während der Arbeitszeit freigestellt. Das gilt für Theoriethemen genauso wie für Praxisübungen.
- Es gibt Ausflüge nur für Azubis, aber auch für die gesamte Mitarbeiterschaft.
- Verbesserungsideen sind stets willkommen!
Sieg + Partner sucht derzeit nicht nur Azubis und duale Studierende im Garten- und Landschaftsbau, sondern auch fertige Absolventen, etwa Landschaftsgärtner. Zudem werden Baggerfahrer und Bauleiter gebraucht, auch Helfer im GaLaBau und im Tiefbau sowie für gärtnerische Pflanz- und Pflegearbeiten. Markus Theß betont, dass die Jobs nicht nur etwas für Männer sind: „Ich glaube, dass man diesen Beruf sehr gut als Frau ausüben kann. Wir würden gern mehr Frauen einstellen.“ Viele hätten immer noch falsche Vorstellungen vom Tragen und Heben. „Es ist zwar ein körperlicher Beruf, aber deutlich reduziert gegenüber früher.“ Der Maschinenpark sei umfangreich und modern, Schubkarren und Geräte ließen sich leicht handhaben, weil sie mit Akkus betrieben und per Knopfdruck elektrisch gestartet würden. Nur gerne draußen sein – das müssten Interessentinnen schon. Und frau dürfe auch nicht zu empfindlich sein, setzt Jessica Wetzel hinzu: „Es herrscht schon ein anderer Ton auf der Baustelle: rauer, Witze werden gerissen. So einen Ton und solche Sprüche kannte ich früher gar nicht. Das ist vielleicht nicht für jede etwas.“ Derzeit kämen in einer Berufsschulklasse auf 30 Männer etwa 2 bis 3 Frauen.
Beheizte Pflanzwannen am Kö-Bogen
Sieg + Partner hat sich als Generalunternehmer für Außenanlagen einen Namen gemacht durch zuverlässiges Umsetzen von Plänen, kreatives Mitdenken und das Bewältigen selbst kniffligster Aufgaben. Markus Theß denkt da zum Beispiel an die Fassadenbegrünung des Düsseldorfer Kö-Bogens, für die große Pflanzwannen in die Fassade integriert wurden. „Mit Heizung, Bewässerung und künstlichem Licht.“ Die meisten Kunden sitzen im Köln-Düsseldorfer-Raum und im Bergischen Land, doch der Ruf der Experten hat sie auch schon nach Aserbaidschan geführt: Als dort zum Grand Prix die Außenanlagen der Halle nicht fertig zu werden drohten, mussten die Wermelskirchener Notfallhilfe leisten.
„Ich bin super zufrieden“, gesteht Unternehmer Markus Theß. „Es ist das, was ich immer erreichen wollte. Alles, was es im Garten- und Landschaftsbau gibt, haben wir gemacht.“ Was diejenigen kaum glauben können, die auf dem 7.000 Quadratmeter großen Firmengelände nur wenige Schubkarren, Schaufeln, Bagger und Geräte sehen. Markus Theß klärt lachend auf: „Wir sind wie ein Wanderzirkus: Die Maschinen wandern von Baustelle zu Baustelle. Auch unser Lager sind die Baustellen, dorthin wird alles geliefert.“ Wobei Wohnungsbau-Anlagen kaum noch darunter seien, da der Wohnungsbau seit zwei Jahren „praktisch tot“ sei. Dafür biete die Denke „Grün in die Stadt“ neue Arbeitsfelder, etwa das Ersetzen von Parkflächen durch Straßenbäume.
Wer so viele Projekte ausgeführt hat, hat der ein Lieblingsprojekt? „Das nicht“, antwortet Markus Theß. „Es gibt viele schöne Sachen, darunter auch der Papsthügel beim Weltjugendtag 2005, für den wir unter anderem 27 Kilometer Wege anlegten. Die größte Herausforderung waren allerdings die kompletten Außenanlagen eines neugebauten Knasts: der JVA Düsseldorf.“ Dafür musste ein 1,1 Kilometer langer Haftzaun errichtet werden, der unterirdisch von einem großen Kanal gequert werden sollte. Das Knifflige: Der Zaun war nicht nur 6 Meter hoch, sondern ragte 1,20 Meter tief in den Boden, und der große Kanal musste vorm Verlassen des JVA-Geländes aus Sicherheitsgründen in drei kleinere Rohre gesplittet werden. Für die Kolonnen von Sieg + Partner war das letzten Endes kein Problem.
Text: Ute Glaser
Fotos: Ute Glaser, Sieg + Partner
