Ausgerechnet im Jahr des 20-jährigen Jubiläums musste das Mediterana schließen. Seit dem 15. Juni sind nun alle Bereiche wieder geöffnet. Lesen Sie, wie das Unternehmen die Krise gemanagt hat.
Himalaya Salzstollen, andalusisches Schwitzbad, persisches Edelsteinbad und ein Dutzend weitere Sauna- und Bäderkreationen – alles blieb kalt. Die Pools und Gärten schlossen, die Thermalbecken, und an den vielen „Orten der Ruhe“ war es ruhiger als es sein sollte. Die rund 200 Mitarbeiter gingen in Kurzarbeit und ins Homeoffice. „Ich war richtig auf Entzug“, beschreibt Marketing-Leiterin Karin Tornatzky das Gefühl, von 100 auf gefühlt Null zu fallen. Stress weg, Pläne pulverisiert, plötzlich allein zu Haus. Ihre Stellvertreterin Nina Willmes schildert die Wiedereröffnung dementsprechend als „lang ersehntes Wiedersehen der Mediterana-Familie“.
Davon, dass die Mitarbeiter während der Zeit der Schließung nichts zu tun gehabt hätten, kann jedoch keine Rede sein. Es waren nur ganz andere Aufgaben, als sie sich je vorgestellt hatten. Insbesondere kurz vor der sukzessiven Öffnung der Bereiche liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren. „Wir haben immer erst zwei oder drei Tage vor dem ‚Go‘ vom Land NRW erfahren, welche Vorschriften wir erfüllen müssen“, sagt Geschäftsführer Oliver Mathée. Es galt, mit Unsicherheiten umzugehen, sehr kurzfristig zu handeln, kreative Lösungen zu finden, entschlossen zu entscheiden, sich ständig an geänderte Rahmenbedingungen anzupassen – und dabei der eigenen Philosophie trotzdem treu zu bleiben. Eine Herkulesaufgabe für Geschäftsführung und Team.
Das Mögliche möglich machen
Wer schon im Mediterana war, weiß, dass jede einzelne Ecke der über 50.000 Quadratmeter ihr eigenes kleines Konzept hat. Dementsprechend viele Ecken gab es, an denen sich Konzepte und Stellschrauben anpassen ließen, um für die Gäste das Mögliche möglich zu machen.
Spinning zum Beispiel ist gemäß Verordnung im Fitnessbereich noch verboten. Doch das Team machte aus dem Indoorcycling kurzerhand ein Outdoorcycling – unter freiem Himmel dürfen die Sportler nun bedenkenlos radeln. Auch der Indoor-Thermalbereich ist noch nicht freigegeben. Nur von dort ging es aber nach draußen. Damit die Gäste trotzdem den Außenbereich nutzen können, wurde rasch der alte Eingang vom früheren Wellenbad reaktiviert.
Wie geht Abstandhalten in der Sauna?
Für die Saunabelegung hat das Mediterana-Team eine besonders ausgeklügelte Methode entwickelt. Beim Eintritt erhält der Gast einen dünnen magnetischen Button, den er mit seinem Namen oder einer beliebigen Aufschrift kennzeichnen kann. Vor jedem Saunaeingang hängt ein Bild mit den Bänken der Sauna von oben gesehen. Darauf gedruckt sind leere Kreise – die Stellen, an denen die Saunierer sitzen können, damit rundum der Mindestabstand gewahrt bleibt. Der Gast hinterlässt seinen Button auf der Abbildung und nimmt seinen Wunschplatz in der Sauna ein. Auf sehr einfache Art können die Gäste so sehen, ob und wie viele Plätze noch frei sind. Sie müssen sich nicht selbst um Abstand kümmern und kein „Kontrolleur“ stört das Urlaubsfeeling. „Auf dieses System sind wir total stolz“, sagt Nina Willmes. „Es funktioniert super.“
Viele weitere Überlegungen zur Umsetzung der Vorschriften löste das Team, meistens im kreativen, interdisziplinären Austausch.
Online-Reservierung
Der Besuch ist derzeit nur mit einer vorherigen Online-Anmeldung möglich. Dabei können die Gäste ihr Ticket direkt bezahlen und einsehen, wie die Belegung aussieht. Die Höchstbelegung hat das Haus bei 300 Personen im Sauna- und Wellnessbereich (statt 800) und bei 200 im Thermalbad-Außenbereich (statt 400) festgelegt.
Veränderte Angebote
Der Sauna- und Wellnessbereich und der Thermal-Außenbereich werden derzeit separat angeboten. Der neue Eingang zu Außenbecken und Liegewiese ist der alte des Wellenbades. Auch Anwendungen im Bereich Massage und Beauty können separat ohne andere Tickets gebucht werden.
Hygieneregeln
Die Saunen werden aufgrund der aktuellen Hygienebestimmungen auf mindestens 80 Grad geheizt. Für Saunen, Becken und Whirl-Pools sind individuelle Höchstzahlen festgelegt. Gerechnet wird dabei im Wasser mit im Schnitt sieben Quadratmetern pro Person. Maskenpflicht gilt nur auf den Wegen im Gebäude – nicht jedoch in Sauna, Duschen, Becken, auf den Liegen und an den Tischen der Gastronomie.
„Spuckschutz“ mit Stil
Neben den funktionalen Anforderungen ging es immer auch um die besondere Kultur des Mediterana. „Regeln und Vorschriften passen nicht in unsere Philosophie von Erholung und Entspannung“, sagt Oliver Mathée, ohne die Regeln kritisieren zu wollen. Die Herausforderung bestand also darin, Maßnahmen so zu verpacken, dass sie gar nicht danach aussehen. So fügen sich etwa die Sicherheitsglas-Hygienescheiben, eingefasst in lackierte maßgefertigte Holzgestelle, so harmonisch ins jeweilige Umfeld, dass das Wort „Spuckschutz“ tatsächlich respektlos wäre. Oder: In den Umkleiden weist ein Farbsystem die Gäste auf den richtigen Weg, damit sich Kommende und Gehende nicht begegnen. „Rot-weißes Flatterband passt nun mal nicht zum Mediterana“, sagt Nina Willmes.
Schließung für Renovierungen genutzt
Während der Schließung hat das Mediterana investiert und eine so nicht geplante Großbaustelle eingerichtet, unter anderem für neue Böden, Dachsanierung, Malerarbeiten und Reinigungen von der Liege bis zum Kronleuchter. Auch der neun Meter hohe Turm im Eingangsbereich wurde komplett eingerüstet und renoviert. „Jede Arbeit im laufenden Betrieb bedeutet Lärm oder Schmutz und eine Schließung von Teilbereichen“, sagt Oliver Mathée. Das hauseigene Malerteam wie auch die Mitarbeiter der Partnerfirmen kamen so in den Genuss, bei Tageslicht im Mediterana zu arbeiten statt wie sonst in Nachtschichten oder mit erheblichen Einschränkungen. „Es ist toll, dass wir in dieser Zeit unsere Partnerunternehmen unterstützen konnten“, sagt Nina Willmes. Aber auch das Team packte mit an, wo immer es möglich war.
Virtuell die Verbindung gehalten
Kontinuierlich informierte das Mediterana seine Mitglieder über Emails und Social Media. In einem nur für sie zugänglichen youtube-Kanal erhielten sie Videos mit Übungseinheiten von den Trainern. Die Mitarbeiter erhielten viele Informationen, inklusive Videos des Geschäftsführers, über die erst im vergangenen Jahr eingeführte Mediterana-App. Täglich um 10 Uhr „traf“ sich das 17-köpfige Geschäftsleitungs-Team zum Austausch per Videokonferenz bei Zoom. „Wir machen das immer noch“, sagt Nina Willmes. Manches wird auch nach der Corona-Krise bleiben, weil es sich einfach als gut erwiesen hat: So der bessere Zugriff auf Daten im Homeoffice, zusätzliche Formen der Kommunikation, der youtube-Kanal, die bessere Steuerung der Warteschlagen durch die Online-Anmeldung – und vielleicht auch die Öffnung der Gastronomie „Villa Verde“ für die Öffentlichkeit, die seit Neuestem ihren Eingang für alle an der Seeseite hat.
Unabhängig vom Wellnessbereich des Mediterana freut sich die Villa Verde ab sofort auf neue Gäste aus dem Umfeld. „Damit tun wir das, was sich die Bergisch Gladbacher Bürger schon lange wünschen“, sagt Oliver Mathée. Unter der Leitung von Chefkoch André Brauner bietet die Küche exquisite französischen und mediterrane Köstlichkeiten aus vorwiegend marktfrischen Zutaten. Ganztägig wird ein Menü wie auch à la carte angeboten, nachmittags Kaffee, Kuchen und kleine Gerichte. Der Eingang des Restaurants befindet sich auf der Seeseite des Hauses. Parkplätze stehen kostenfrei auf dem Mediterana-Parkplatz zur Verfügung. Reservierung (online) wird empfohlen. Das Restaurant hat täglich von 12.00 – 22.30 Uhr geöffnet und durchgängig warme Küche.
„Wir starten nach 20 Jahren Bestehen gerade zum zweiten Mal durch“, sagt Oliver Mathée. So war das Jubiläumsjahr nicht geplant. Doch der Geschäftsführer sieht es positiv: „Wir sehen den Umgang mit dieser Krise als Chance zu lernen und Dinge auch für die Zukunft besser zu machen. Alles hat irgendetwas Gutes.“
Autorin: Karin Grunewald
Fotos: Mediterana GmbH & Co. KG