Das Handwerk kann auch digital – und profitiert in der Krise
Das Wermelskirchener Unternehmen Hausmann Versorgungstechnik hat einen Großteil seiner Arbeitsprozesse digitalisiert und kann jetzt trotz Einschränkungen durch die Corona-Krise weiter für seine Kunden da sein.
Bequem zuhause vom Sofa aus geht es auf eine Reise durch eine virtuelle Bäderwelt. Welcher Waschtisch soll es sein? Welche Armatur? Wie wäre es mit einer freistehenden Wanne? Der Kunde sitzt entspannt zuhause, den Laptop vor sich und begibt sich per Bildschirm in einen digitalen Showroom. Der live zugeschaltete Berater klärt alle Fragen sofort, informiert und macht Vorschläge. So geht Kundenberatung im Sanitärbereich in Zeiten von Corona – zumindest bei der Firma Hausmann Versorgungstechnik GmbH und Co. KG in Wermelskirchen.
Online-Beratung über Nacht auf die Beine gestellt
Rico Hausmann (l.) sieht seinen Betrieb gut aufgestellt
Gezwungen durch den Lockdown hat das Unternehmen quasi über Nacht reagiert: „Da unsere Kundenberatung bereits das nötige Know-how hat, haben wir das, was wir sonst hier im Haus gemacht haben, sofort online angeboten. Wir sind eh sehr digital aufgestellt und konnten deshalb sehr schnell reagieren“, sagt Patricia Herbertz, bei Hausmann zuständig für Marketing und Social Media. Allein dass ihre Stelle in dem Handwerksbetrieb geschaffen wurde, ist Beweis dafür, wie wichtig Hausmann die Digitalisierung und auch der Online-Auftritt des Betriebs ist. „Wir sind ein junges, innovatives Unternehmen, das zwar schon lange am Markt besteht, das aber immer mit den neuesten Techniken arbeitet. Wir wollen uns immer weiterentwickeln und da gehört die Digitalisierung dazu“, sagt Geschäftsführer Rico Hausmann. Er leitet den Betrieb mit inzwischen 35 Mitarbeitern in dritter Generation: „Schon mein Vater war sehr innovativ, hat vieles ausprobiert mit neuen Techniken – unsere Mitarbeiter sind es gewohnt, Dinge zu probieren und auch immer wieder Neues zu sehen.“
Geschäft läuft trotz Krise weiter
Ein klarer Vorteil für Hausmann in der Krise. Als digital aufgestelltes Unternehmen konnte das Tagesgeschäft relativ normal weiterlaufen. Das Unternehmen ist außerdem so groß, dass die Aufträge immer bis zu fünf Monate im Voraus geplant sind. „So hat uns der Lockdown nicht so sehr getroffen wie viele Kleinstunternehmen, die nach zwei Wochen kein Einkommen mehr hatten und dadurch riesige wirtschaftliche Probleme“, sagt Hausmann. Natürlich seien die Anfragen und Auftragseingänge weniger geworden, man hoffe das aber aufzufangen.
Kunden nehmen Online-Beratung gut an
Das Unternehmen ist stolz darauf, dass kein einziger Beratungstermin gecancelt werden musste – der Grund: Die Beratungskonzepte von Hausmann waren bereits digital ausgerichtet. Bei Beratungen im Haus bekommt der Kunde im Rahmen seines Budgets über einen Bildschirm oder eine 3D-Brille eine virtuelle Bäderwelt präsentiert. Genug Inspiration, um darauf dann die Beratung aufzubauen. Diese Darstellung hat Hausmann dem Kunden jetzt per Zoom auf sein Endgerät vermittelt – so kann der Kunde weiterhin in die virtuelle Bäderwelt eintauchen, ohne sein Haus verlassen zu müssen: „Wir haben unsere bereits bestehenden digitalen Tools in Kombination mit Zoom genutzt und konnten so alle Beratungen digital durchführen“, freut sich Rico Hausmann, „und das eins zu eins im direkten Austausch mit dem Berater.“ Und die Kunden waren begeistert: „Wir konnten zeigen, dass wir ein innovatives Unternehmen sind und uns schnell an die Situation anpassen. Da kam viel Lob seitens der Kunden.“ Auch ältere Kunden hätten die digitale Beratung sehr gerne genutzt. Das Lob seiner Kunden ist Ansporn für Hausmann: „Wir wollen uns von den anderen abheben, besser sein, Vorreiter für die Szene sein, das ist unser Ehrgeiz.“
Der digitale Monteur – bei Hausmann Standard
So sieht der Kunde seine Badplanung
Neben dem digitalen Service-Angebot für den Kunden, zu dem auch eine Online-Badplanung und Online-Heizungsplanung gehört, laufen inzwischen auch sämtliche betrieblichen Abläufe bei Hausmann digital. Da wundert es nicht, dass es den 'digitalen Monteur' bei Hausmann schon seit vielen Jahren gibt. „Wir haben schon vor 10 Jahren mit den ersten Laptops angefangen, da hatten die Monteure noch Drucker im Auto, um die Arbeitsberichte auszudrucken. Heute ist alles digital, da bekommt der Kunde seinen Arbeitsbericht direkt per Mail – so haben wir uns immer weiterentwickelt“, sagt der Geschäftsführer. Der Monteur hat sämtliche Kundendaten online auf seinem Laptop, auch die Terminplanung läuft digital. Der Betrieb ist genau strukturiert und organisiert. Dazu gehört auch, dass die Mitarbeiter in ihrem Arbeitsbereich spezialisiert und auch nur für diesen zuständig sind: „Wir haben eine straffes Hausprogramm, das komplett digitalisiert ist. Der Handwerker kommt zu spät oder ist nicht zu erreichen? Das gibt es bei uns nicht“, betont der Chef. Und dieses System geht für Hausmann auf: Die klare Strukturierung in allen Bereichen sorge für eine geringe Fehlerquote und große Kundenzufriedenheit. Selbst die Lagerführung und die Betriebsmittelorganisation laufen bei Hausmann inzwischen digital. Jeder kann online sehen, welcher Monteur aktuell welches Gerät im Wagen dabei hat, da die Monteure jedes Gerät scannen.
Chancen und Risiken: Tolle Homepage nicht gleich toller Handwerker
Der Showroom bleibt unersetzlich
Viele Handwerksbetriebe schreckt diese digitale Umstellung ab – zu kompliziert, zu viel Arbeit. Für Rico Hausmann macht es vieles einfacher: „Wenn man stetig dran bleibt, sind es auch gar nicht so große Schritte. Man muss es nur ins Tagesgeschäft einbauen und so immer weiter die Optimierung der betrieblichen Organisation weiterentwickeln.“
Handwerksbetriebe, die sich frühzeitig um die Digitalisierung gekümmert haben, sind jetzt in Zeiten von Corona einen Schritt voraus: „Wer sich vorher nicht vernünftig aufgestellt hat, könnte jetzt, wo man sich damit auseinandersetzen muss, etwas in Verzug geraten“, sagt auch Online-Fachfrau Patricia Herbertz.
Rico Hausmann geht davon aus, dass die Kunden auch nach der Krise die gerade so gefragten Online-Beratungen weiter nutzen werden. Er sieht aber neben den Chancen auch die Risiken, dass der Kontakt zum Kunden verloren geht: „Wir verkaufen viel über den persönlichen Kontakt und haben unser Beratungssystem hier vor Ort auch darauf ausgerichtet. Wir hoffen deshalb, dass die Kunden auch weiter zu uns kommen und sich unsere großen Showrooms ansehen. So können wir dann vor Ort zeigen, was für ein Know-how wir tatsächlich haben“, sagt Rico Hausmann.
Die persönliche Bindung zum Kunden steht für Hausmann weiter an erster Stelle. Live bei Hausmann in Wermelskirchen kann man eben doch noch etwas tiefer in die virtuelle Bäderwelt eintauchen als auf dem heimischen Sofa.
Autorin: Nicole Schmitz
Fotos: Hausmann Versorgungstechnik GmbH & Co. KG