2019 brannte eines der ältesten Häuser des Kreises bis auf die Grundmauern ab. Die Kürtener Firma NORDHAUS hat nun gemeinsam mit dem Overather Unternehmer Bernd Pinter und Familie an gleicher Stelle wieder eine Gastronomie entstehen lassen – nur dass dieses Mal alles neu ist.
400 Quadratmeter Nutzfläche im Gebäude, 300 im Biergarten plus einen zusätzlichen Saal im Gebäude nebenan: In Overath-Steinenbrück ist ein neues Restaurant mit knapp 100 Plätzen innen, 100 außen und 60 im Saal entstanden. Mit moderner Architektur, ausgeklügelter Technik und höchsten energetischen Standards erinnert kaum mehr etwas an das alte Fachwerkhaus, das hier über Jahrhunderte stand. Der Overather Unternehmer Bernd Pinter und das Kürtener Bauunternehmen NORDHAUS haben Neues gewagt. Ende Mai soll das Restaurant eröffnet werden.
Das „Alte Zollhaus“ in Overath-Steinenbrück gehörte zu den ältesten Bauten im Kreis. 1675 wurde das Haupthaus errichtet. Bis 1920 diente es noch als Zollhaus. Bernd Pinter hat ein Herz für historische Gebäude, nicht zuletzt weil er selbst in einem Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert wohnt. 2016 kaufte er das Zollhaus in einer Zwangsversteigerung für 650.000 Euro und renovierte es aufwändig für fast eine Million Euro. Doch die Freude währte nicht lang. Am 4. Oktober 2019 um vier Uhr morgens setzte eine Gasexplosion das alte Fachwerkhaus in Brand. Übrig blieb nicht viel mehr als ein Haufen Asche und schwierig zu entsorgender Abfall. Ein Jahr und 100.000 Euro kosteten Abbruch und Entsorgung durch Spezialunternehmen.
Bei der Suche nach einem Unternehmen, das mit ihm gemeinsam an dieser Stelle ein neues Restaurant baut, hatte Bernd Pinter klare Vorstellungen: Hochwertige Qualität, Nachhaltigkeit und Standort in der Region. Er entschied sich für NORDHAUS aus Kürten. Bei dem Fertighausbauer erschien ihm zusätzlich der „Aus einer Hand-Aspekt“ besonders vorteilhaft für seine Zwecke.
Gut einen Monat vor der geplanten Eröffnung lässt ein Rundgang durch das Gebäude bereits erkennen, dass das Essen gehen, aber auch das Arbeiten hier eine völlig andere Dimension erhalten hat. Großzügig, sehr hell, edel und barrierefrei sind alles Eigenschaften, die die alten Räume nicht zu bieten hatten. Im Laufe der Jahrhunderte war das alte Fachwerkhaus immer und immer wieder an- und umgebaut worden. Die gestückelte Architektur ließ keinen Platz für Licht, Raum und Wegegestaltung. Das ist nun anders: Clever erdacht können zum Beispiel Lieferanten ihre Ware im Keller einlagern, ohne dass ihnen jemand öffnen muss. In der Küche gehen die Türen automatisch auf, zum Biergarten hin gibt es eine Schiebetür.
Da das Gebäude komplett abgebrannt war, bestand zwar eine Genehmigungspflicht bei den Denkmalschutzbehörden, aber die Auflagen waren vergleichsweise gering. Hauptsächlich musste die ehemalige Grundfläche auch für den Neubau eingehalten werden. Bernd Pinter machte eigenhändig Pläne, übergab sie einem Architekten und ging dann in die Umsetzung mit NORDHAUS. Dort traf er auf 99 Jahre Erfahrung im Holzbau.
Als einer der traditionsreichsten Fertighaushersteller Deutschlands wird NORDHAUS im kommenden Jahr 100 Jahre alt. Die Unternehmerfamilie Brochhaus ist bereits in 3. Generation im Unternehmen tätig. Ihr Vorbild war stets die Natur, kombiniert mit traditioneller Handwerkskunst und innovativen Ideen. Qualität gilt über all die Jahre immer als oberstes Gebot.
Begonnen hat alles vor 99 Jahren in Kürten mit einer Stellmacherei, einer Zimmerei und einem Holzhandel. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg beschäftigte sich das Familienunternehmen mit dem Bau von Fertighäusern aus vorgefertigten Teilen für den Wohnungsbau. Holz war und ist dabei ein wesentlicher Rohstoff. Mittlerweile hat das Unternehmen knapp 100 Mitarbeiter und nochmal so vielen in regionalen Partnerunternehmen (Heizung, Sanitär, Elektro usw.). So werden jährlich rund 60 Häuser am Standort in Kürten produziert.
Neben den Musterhäusern am Werkstandort Kürten, ist das Unternehmen in den Musterhaus-Ausstellungen in Köln, Wuppertal und Mülheim-Kärlich vertreten. Die langjährige Erfahrung von NORDHAUS mit Effizienzhäusern und modernster Haustechnik bietet Bauherren die Chance, für ein güteüberwachtes Eigenheim öffentliche Fördermittel zu erhalten. Musterhäuser dienen einem ersten Überblick, was möglich ist. Entworfen wird jedes Haus individuell mit dem Bauherrn zusammen. „Offene Gespräche sind wichtig“, betont Christian Stein. „Ein Haus sollte man für mehrere Leben planen, also auch an Lebenssituationen denken, die noch 20 Jahre in der Zukunft liegen.“
In den vergangenen 60 Jahren sind dabei mehrere tausend Ein- und Zweifamilienhäuser und zahlreiche Sonderprojekte entstanden – aktuell eine Zahnarztklinik in Krefeld, das Zollhaus und ein Sechsfamilienhaus hinter dem Zollhaus, das mit Luft-/Wasser-Wärmepumpen, Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und Photovoltaikanlage mit Speicherbatterie in Anlehnung an ehemals KfW 40 plus konzipiert ist. „Nachhaltigkeit ist für uns nichts Neues“, sagt der technische Leiter Christian Stein. „Wir bauen schon immer mit hohen ökologischen und nachhaltigen Standards.“
Fertighaus bedeutet heute längst nicht mehr, dass es „fertig“ angebotene Häuser gibt. „Jedes Haus ist individuell von Verkaufsberatern geplant“, sagt Stein. „Wir haben gut geschulte Berater, die zu den individuellen Bedürfnissen der Kunden passen.“ Einer von ihnen ist Rolf Blum, der über die gesamte Bauzeit hinweg Ansprechpartner für Bernd Pinter war. Dass Blum sich neben allem anderen auch „samstags um 17 Uhr“ noch kümmerte, hebt Pinter explizit hervor. „So etwas stirbt ja aus“, sagt er. „Ich habe mich exzellent beraten und betreut gefühlt.“
Auf dieser Vertrauensbasis entstand das, was sich demnächst von der erwartungsvollen Öffentlichkeit wieder besuchen lassen wird. Vieles wird man sehen, manches nicht. Sehen kann der Gast etwa die schwarze Marmortreppe mit Kupfereinschlüssen, über die er das lichte Obergeschoss mit zehn Dachfenstern und einer vollverglasten Stirnfront erreicht. Ein Wow-Effekt. Was der Gast nicht sieht, ist zum Beispiel, dass die Giebelfenster, die wie im ganzen Haus dreifachverglast sind, eine Sonnenschutzbedampfung (Verspiegelung) haben, und die Dachfenster solarbetriebene Rollladen besitzen – einzeln ansteuerbar per Fernbedienung. Die Dämmung ist hochwertig aus Holz und Gipsfaserplatten.
Die Fußbodenheizung wird über drei Wärmepumpen versorgt, sämtliche Leuchten innen und außen sind LED. „Das Gebäude verbraucht die Hälfte der Energie, die es nach Energie-Einsparverordnung verbrauchen dürfte“, sagt Christian Stein. Auch die Katastrophen der vergangenen Jahre – die Pandemie und das Hochwasser – sind mit Maßnahmen in das Gebäude eingeflossen: Zwei Be- und Entlüftungsanlagen wälzen in den Gasträumen 3.000 Quadratmeter Luft pro Stunde um – mit Wärmerückgewinnung. Der Eingang zum in einer Wanne ruhenden Keller liegt 80 Zentimeter über Straßenniveau; er ist damit so gut wie unflutbar.
Auf dem Firmengelände der NORDHAUS in Kürten wurde das neue Alte Zollhaus vorgefertigt. Bauelemente bis zu 3x12 Meter können hier bereits passgenau und mit Fenstern hergestellt werden. In rund drei Wochen entstand so in Kürten die Außenhülle des Gebäudes, die innerhalb von einer Woche vor Ort „zusammengebaut“ wurde. „Die meiste Zeit geht für Planung, Bauanträge und die vielen Behörden drauf“, erklärt Stein. Durch die Fertigbauweise wird viel Zeit gespart oder kann in den Innenausbau gesteckt werden. Bei der Innenausstattung berät NORDHAUS, der Kunde hat jedoch große Freiheiten. In Kürten steht den Kunden ein modernes Ausstellungscenter offen. „Unsere Privatkunden brauchen dort etwa ein bis zwei Tage, bis sie ihre Ausstattung festgelegt haben“, sagt er.
Bernd Pinter wusste, was er will. „Ich habe viele Inneneinrichtungen besichtigt“, sagt er. „Bei Freunden in Overath und auf Mallorca habe ich mir Küchen angeschaut, viel recherchiert – und viel gelernt.“ Heraus gekommen ist neben einer stilvollen Inneneinrichtung eine Hightech-Küche, bei der an alles gedacht wurde: Induktionsfeld, Dampfgarer, Infrarotheizer, hoher Hygienestandard und Berücksichtigung all der kleinen und großen Bedürfnisse und Wünsche für professionelles Kochen.
Bleibt noch die allgegenwärtige Frage, wie das Projekt von Ereignissen wie Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg beeinflusst wurde. „Die größte Herausforderung war, an Material zu kommen“, sagt Christian Stein „Auf manche Teile warten wir immer noch.“ Doch seien die massiven Lieferengpässe durch eine eigene Einkaufsabteilung abgeschwächt worden. „Das hat uns ordentlich weitergeholfen“, sagt er. „Dann jedoch sind die Materialkosten plötzlich weggelaufen. Holz hatte zwischendurch den vierfachen Preis.“ Kunden erhalten bei NORDHAUS eine vertraglich abgesicherte Festpreisgarantie. Schlimmstenfalls mussten sie mit einer leicht verlängerten Bauzeit rechnen.
Im nagelneuen Gebäude in Overath wird auch der Pächter wechseln. Statt des sardischen Betreibers vor dem Brand wird ein Gastronom, der bereits in Odenthal ein Restaurant betreibt, in Zukunft hier gehobene internationale Küche anbieten. Für den Biergarten soll es eine kleinere, günstigere Karte geben.
Bei all den Veränderungen bleibt am Ende eines doch so, wie es immer war: Das neue Restaurant wird ebenfalls „Altes Zollhaus“ heißen. Das ist vertraglich festgehalten.
Autorin: Karin Grunewald
Fotos: NORDHAUS
Kontakt:
NORDHAUS
Broch 2
51515 Kürten
Tel.: 02268 9144-0
Mail: info@nordhaus.de
Web: www.nordhaus.de
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