BeimMaschinenbauunternehmen Dienes in Overath hat die vierte Generation übernommen.
In den Büros und auf den Fluren des Familienunternehmens Dienes weht ein frischer Wind: Vieles steht auf dem Prüfstand und wird gerade neu gedacht mit dem Ziel, Kosten zu sparen, damit das Traditionsunternehmen auf einem modernen Level auch langfristig wirtschaftlich arbeitet. Um viele dieser Projekte kümmert sich seit über einem Jahr Maja Supe-Dienes – vor allem geht es darum, die Strukturen und Prozesse im Unternehmen zu verschlanken.
Maja Supe-Dienes ist als Tochter von Geschäftsführer Rudolf Supe-Dienes im Frühjahr 2023 zum 110-jährigen Jubiläum in das Familienunternehmen eingestiegen. Damit folgt sie als Teil der vierten Generation bei Dienes ihrem Bruder Julian, der bereits seit 2021 im Unternehmen tätig ist, zuerst als Vertriebsleiter, seit letztem Jahr auch als Teil der Geschäftsführung. Die 28-Jährige arbeitet als Projektleiterin im Bereich Firmenentwicklung und Optimierung an neuen Geschäftsstrategien im Unternehmen. „Es war eine bewusste Entscheidung, dass mein Bruder der Vertriebsleiter ist mit zusätzlicher Funktion des Geschäftsführers und ich mich aus dem operativen Tagesgeschäft herausnehme und erst einmal eine Projektleitungsrolle einnehme“, sagt Maja Supe-Dienes über ihre Einführung ins Unternehmen. Seitdem kümmert sie sich um die unterschiedlichsten Themen, wie Investitionen, die strategische Ausrichtung verschiedener Bereiche, aber auch um die Organisation von Umzügen, Renovierungen oder die Gestaltung neuer Aufenthaltsräume: „Wir haben das 'Dienes for Future' genannt. Wir fassen Themen in Projekte, für die im täglichen Doing nicht die Zeit ist, um ganz strukturiert bestimmte Ziele zu verfolgen, damit sie nicht in Vergessenheit geraten und auch umgesetzt werden“, erklärt Supe-Dienes ihre Aufgabe.
Das Traditionsunternehmen Dienes ist weltweit marktführender Anbieter für Messer, Messerhalter und Schneidsysteme sowie Ventile für die Industrie, seit 1913 in Familienhand. Und das Produktportfolio ist riesig: „Wenn man bei uns im System die Produkte lädt, dann muss man sich eine Tasse Kaffee machen in der Zeit“, berichtet Maja Supe-Dienes schmunzelnd. Vor allem bietet das Overather Unternehmen passgenaue Lösungen an, was der Firma den Zusatz 'Die Erfinder-Company' eingebracht hat: „Wir finden für unsere Kunden die beste Lösung und scheuen da auch vor keinen Kosten und Mühen zurück, um wirklich für jeden das Optimale zu finden.“
Schneidsystem von Dienes
Ohne Druck ins Familienunternehmen
Die Geschwister Supe-Dienes sind auf dem Werksgelände groß geworden, das Familienhaus steht in Sichtweite. Für Julian und Maja Supe-Dienes und auch für die dritte jüngere Schwester war die Firmen-DNA immer präsent. War es daher direkt klar, später einmal ins Familienunternehmen einzusteigen? „Es gab keinen Druck“, sagt Julian Supe-Dienes. „Meine Schwestern und ich hatten das Glück, dass unser Onkel und unser Vater uns die Tätigkeit im Unternehmen auf eine tolle Weise vorgelebt haben, ohne Druck bezüglich einer Nachfolge aufzubauen oder einen Weg vorzuzeichnen. Dieser Weg war also keineswegs immer klar für mich. Ich habe mich im Zuge der Auswahl eines Studiengangs trotzdem bewusst für eine Richtung entschieden, die für eine spätere Führungsposition im Unternehmen geeignet ist.“ Nach dem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens an der RWTH Aachen hat Julian Supe-Dienes zwei Jahre Erfahrung in anderen Unternehmen gesammelt. Als dann im September 2021 die Stelle des Vertriebsleiters frei wurde, war es für Supe-Dienes der perfekte Zeitpunkt, um ins Familienunternehmen einzusteigen: „Mich hat die Aussicht gereizt, Verantwortung zu übernehmen und zugleich Freiheit für Entscheidungen und die zukünftige Gestaltung des Familienunternehmens zu haben. Das habe ich bei unserer Seniorengeneration als etwas sehr Erfüllendes wahrgenommen. Und mich hat bestärkt, dass meine Geschwister und ich von klein auf viele Mitglieder des Teams kennen und ein gutes Verhältnis pflegen“, sagt Julian Supe-Dienes.
Julian und Maja Supe-Dienes nutzen die neuen Medien
Schwester Maja hat ihrem großen Bruder gerne den Vortritt überlassen: „Ich bin nur anderthalb Jahre jünger als mein Bruder und für mich stand immer fest: Ich mache das mit meinem Bruder zusammen!“ Nach dem Abi hat Maja Supe-Dienes erst einmal Erfahrungen im Ausland gesammelt – sie lacht: „Ich habe meinem Bruder sozusagen etwas Vorsprung gegeben!“ Danach hat sie International Business in Maastricht studiert und ihren Master in Berlin gemacht, aber mit dem klaren Hintergedanken, dass der Fachbereich sehr gut zum Ingenieurstudium ihres Bruders passt: „Das ist perfekt komplementär. Damit war für mich klar, ich schlage diesen Weg mit der Absicht ein, in die Firma einzutreten.“ Diesen Weg zu gehen, sieht auch Maja Supe-Dienes nicht als Druck, sondern als Chance. Das Thema Firmenübergabe ist bei der Familie Supe-Dienes schon sehr früh weit gedacht und immer transparent angegangen worden. Für die Kinder war es eher eine Orientierungsphase, sagt die 28-Jährige: „Mein Vater und mein Onkel wollten ganz bewusst vermeiden, dass wir in die Situation kommen, etwas zu machen, worauf wir keine Lust haben. Unsere Familie war da immer ganz nah an uns dran und hat gefragt: Möchtest du das machen? Was spricht dafür, was dagegen? Wie können wir dich unterstützen, das weiter herauszufinden?“ Dazu gehörte auch, dass Vater Rudolf Supe-Dienes auch seine Tochter ermutigte, nach dem Studium, zwei Jahre Erfahrungen in anderen Unternehmen zu sammeln.
Mit der Familie arbeiten: Ganz klar Segen statt Fluch
Nach dem Tod des Onkels Bernd Supe-Dienes bilden Julian und Vater Rudolf Supe-Dienes seit letztem Jahr die Geschäftsführung des Unternehmens, bei Treffen und Terminen ist Maja aber dabei und auch bereits in sämtliche Entscheidungen involviert. So eng mit der Familie zusammenzuarbeiten, empfinden sowohl Julian als auch Maja Supe-Dienes als großen Vorteil, die Geschwister verstehen sich auch geschäftlich sehr gut. Maja Supe-Dienes nennt es ein familiäres Grundrauschen: „Natürlich diskutieren wir auch, aber es ist ein Umgang, der ist vertraut, man weiß die Dinge einzuordnen. Und etwas, das wir beide schätzen: Lass die Daten und Fakten sprechen! Dann können wir gucken, wie wir weiterkommen, und es ist nichts Persönliches. Die Sachen werden bei uns geklärt!“ Das sieht Julian Supe-Dienes ähnlich – er empfindet es als großes Glück, privat und beruflich so viel Zeit mit seiner Schwester zu verbringen: „Ehrlicherweise ist der Übergang zwischen beruflichen und privaten Treffen fließend, auch das empfinde ich jedoch als etwas Positives, da wir die Leidenschaft für das Unternehmen teilen. Selbstverständlich gibt es auch kontroverse Diskussionen, die wir führen, das ist aber notwendig und sinnvoll, da wir jeweils unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen mitbringen.“ Papa Rudolf dient den beiden mit seiner großen Erfahrung dabei oft als Sparringspartner. Er ist nicht mehr im operativen Geschäft tätig, nimmt aber eine stark beratende Rolle im Unternehmen ein. „Er hat bei allem den Überblick. Durch seine Erfahrungswerte kann er die Dinge immer sehr gut einordnen, dir Mut machen und auch coachen“, sagt Maja Supe-Dienes.
Junge Generation vor großen Herausforderungen
Die Geschwister müssen sich als vierte Generation im Unternehmen vielen Herausforderungen stellen. Dazu gehören vor allem erschwerte globale Rahmenbedingungen, insbesondere die angespannten Lieferketten, hohe Materialkosten und die europäische Energiekrise, die den Druck erhöhen, wettbewerbsfähig zu bleiben. Vor allem sollen Prozesse verschlankt werden, um effizienter zu arbeiten, sagt Maja Supe-Dienes: „Wir haben zum Beispiel so viele Patente, sind in so vielen Bereichen Vorreiter, dass wir als junge Generation sagen, wir haben so viel Erfahrung, da lässt sich sicherlich etwas standardisieren, ähnlich wie in einem Baukastensystem.“ Sprich: Mehr Standards mit demselben Schneiderfolg, so die Idee.
Für Maja Supe-Dienes war es zu Beginn vor allem schwierig, die priorisierten Projekte der entwickelten Themenfelder auch ganzheitlich umzusetzen: „Es kamen immer wieder neue Projekte dazu – viele kleine Baustellen, wo man gucken muss, was hat jetzt Priorität? Das war für mich die größte Herausforderung am Anfang.“
Innovation meets Tradition – oft eine Gradwanderung
Auch der Pausenraum wird umgestaltet
Veränderung im Unternehmen ist zum Teil auch unbequem, gerade wenn eine junge Generation das Ruder in einem Traditionsunternehmen übernimmt und neue Weichen stellt. Viele Mitarbeitende sind seit Jahrzehnten bei Dienes, es sei wichtig, dass sich in den neuen Prozessen auch alle abgeholt und mitgenommen fühlen. Dazu gehört oft Fingerspitzengefühl, sagt Maja Supe-Dienes: „Ich bin doch total abhängig von den Erfahrungswerten unserer Mitarbeitenden – es ist aber eine Riesenchance, das miteinander verschmelzen zu lassen. Einen Modus der Zusammenarbeit zu finden ist sehr individuell, lernt man erst vor Ort und kann einem auch keine Arbeit vorher beibringen.“ Und da kann auch schon einmal ein fester Schreibtisch, der verschwindet und von einem shared desk ersetzt wird, für Unruhe sorgen. Die 28-Jährige hat sich in solchen Situationen viel von ihrem Bruder abschauen können. Wichtig sei bei zwischenmenschlichen Dingen vor allem immer die Kommunikation mit dem Team, sagt Maja Supe-Dienes: „Da lohnt es sich, den ein oder anderen auch mal abends anzurufen und zu fragen, was gibt es, wie wir dir den Arbeitsalltag so gestalten können, dass du gerne kommst.“ Auch mit Gegenwind umzugehen, sei ein Lernprozess.
3. und 4. Generation der Familie Dienes
Die Kommunikation mit den Mitarbeitenden und eine größtmögliche Transparenz liegen den Dienes-Geschwistern am Herzen. Die Veränderungen und Investitionen, die angeschoben werden, dienen dem Zweck, den Standort zu sichern – das aber auch immer so in die Runde transferiert zu bekommen, sei nicht einfach, sagt Maja Supe-Dienes. Denn alles wird natürlich bewertet: „Wenn du dich als junge Generation für oder gegen etwas entscheidest, ist es auch eine Herausforderung, Vertrauen aufzubauen, Kompetenz zu beweisen und zu sagen: Glaubt mir, wir sind die Richtigen, die das für euch machen!“
Darin unterscheiden sich die Geschwister auch vom Führungsstil des Vaters: Flachere Hierarchien und gemeinschaftliches Agieren auf Augenhöhe mit dem Team sind Themen, die die junge Generation viel stärker will und lebt, sagt Maja Supe-Dienes. Trotzdem sei es wichtig, dabei auch ältere Mitarbeitende nicht aus den Augen zu verlieren. Und manchmal müssen einfach Entscheidungen getroffen werden: „Es kommt vor, dass der Papa sagt, was fackelt ihr denn da so lange rum und wir sagen, wir wollen alle abholen, so dass alle sich involviert fühlen, um etwas umzusetzen. Es ist ein schmaler Grat – mal ist das eine besser, mal das andere. Auch je nachdem, mit wem man zusammenarbeitet.“
Fortbestehen der Firma hat oberste Priorität in der Zukunft
Julian und Maja Supe-Dienes sind sich ihrer großen Verantwortung und der Familientradition bewusst: Wenn man eine solche Nachfolge antritt, sei das Wichtigste, dass alle Entscheidungen, die getroffen werden, langfristig dem Fortbestehen des Familienbetriebs dienen. Ein weiteres Hauptthema ist, den Standort Overath effizienter zu machen, um wettbewerbsfähig bleiben zu können. „Daran arbeiten wir gerade, indem wir investieren, um Prozesse zu verschlanken, aber natürlich mit der Absicht, dass wir als Standort das gemeinsam mit der Belegschaft schaffen“, sagt Maja Supe-Dienes. Das Team steht dabei im Fokus, betont die 28-Jährige: „Wir wollen eine Kultur schaffen, mit der das gemeinsam gelingt!“ Natürlich möchte Maja Supe-Dienes die Zukunft von Dienes bald auch als Teil der Geschäftsführung mitgestalten – wann das passieren wird, ist aber noch nicht geplant. Es soll organisch laufen, sagt Supe-Dienes: „Wir schauen, wann es Sinn macht. Ich bin ja jetzt schon in alle Entscheidungen involviert, im besten Fall ist dieser Schritt dann nur noch eine Formalität.“
Und vielleicht wird das Geschwister-Duo bald zu einem Trio: Die jüngste Schwester beendet dieses Jahr ihr Jurastudium und könnte sich ebenfalls vorstellen, später ins Unternehmen einzusteigen. Als Juristin wäre sie eine gute Verstärkung, freuen sich die Geschwister. „Wir bringen unterschiedliche Charaktere und Kompetenzen ein und bilden somit aus meiner Sicht ein tolles Team“, sagt der große Bruder.
Haben Julian und Maja Supe-Dienes Wünsche für die Zukunft? „Erfolge feiern mit unserem internationalen Team und unseren Kunden und das Unternehmen für die 5. Generation weiterentwickeln und bewahren“, ist das Ziel von Julian Supe-Dienes. Auch für Maja ist es entscheidend, das Familienwerk fortzuführen: „Kaum jemand hat eine solche Gelegenheit wie wir. Wenn man das fortführen kann, dann ist eigentlich jeder Tag, an dem man das Gefühl hat, wir werden noch besser in einer bestimmten Richtung, zu 100 Prozent erfüllend.“
Die Basis bei Dienes ist und bleibt aber die Familie, da sind sich die Geschwister einig: „Das Erfolgsrezept ist, dass wir es zusammen machen!“
Viel Know-how im Dienes Modul IV
Autorin: Nicole Schmitz
Fotos: Dienes Werke
Titelfoto von links nach rechts: Josef Nelles (Prokurist), Rudolf Supe-Dienes (Geschäftsführer), Julian Supe-Dienes (Geschäftsführer), Maja Supe-Dienes (Projektleitung Geschäftsentwicklung), Stephan Rottländer (Prokurist)
Kontakt:
DIENES Werke für Maschinenteile GmbH & Co. KG
Kölner Straße 7
51491 Overath
Tel.: +49 2206 605-0
Mail: info@dienes.de
Web: www.dienes.de