Höhere Wettbewerbsfähigkeit durch Datenanalyse

04.11.2020
Höhere Wettbewerbsfähigkeit durch Datenanalyse

Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) Bergisch Gladbach stellt "Business Analytics" vor

Eine nachhaltige Steigerung der globalen Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen ist nur über die konsequente Analyse erfolgsrelevanter Prozessdaten möglich. Die Daten fallen permanent an, werden aber noch zu selten für die Optimierung betrieblicher Abläufe genutzt. „Meiner Meinung nach steckt da mehr Potenzial drin als in den Prozessen der Automation“, sagt Prof. Dr.-Ing. Roland Künzel. Er ist einer der Geschäftsführer der Flatten IT-Consult in Köln und Dozent an der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach (FHDW). Das Spezialthema des Wirtschaftsinformatikers: Business Analytics.

Weniger Produktionsausfälle

Die Maschine steht still. Der für Bohrmaschinenmotoren produzierte Draht hat einen zu geringen Lackauftrag. So ist er nicht ausreichend isoliert, taugt in der Anwendung nichts, die Produktion muss angehalten werden. Aber wo liegt das Problem? „Das können Schwankungen bei der Raumtemperatur sein, das kann an der Viskosität des Lackes liegen und auch in der Korrelation von beidem, manchmal sind Nuancen entscheidend“, sagt der studierte Maschinenbauer Prof. Dr.-Ing. Roland Künzel. Nach seinem Maschinenbaustudium hat er über Verfahren der Datenanalyse promoviert und ist in das IT-Consulting-Geschäft eingestiegen. „Ein Mensch bekommt oft nicht mit, wenn Prozessparameter aus dem optimalen Betriebsbereich herausfallen. Da sieht ein Unternehmen, dass es hoch ausgelastet ist, man denkt, man macht super Arbeit und später hat man eine riesige Menge an Reklamationen.“ Durch eine permanente Datenabfrage in der Produktionskette und die zielgerichtete Analyse dieser Daten sind solche Ausfälle vermeidbar. „Ich kann die Viskosität des Lackes anhand der Prozessparameter voraussagen, kann die Prüfzyklen reduzieren und habe weniger Produktionsausfälle“, sagt Künzel.

BA versus BI

Prof. Dr.-Ing. Roland Künzel,
Dozent an der FHDW Bergisch Gladbach

„Das operative Geschäft steht bei vielen Unternehmen absolut im Mittelpunkt und das ist ja auch erst einmal richtig“, räumt Künzel ein. Viele Unternehmen setzen bei unternehmerischen Entscheidungen auf Business Intelligence Systeme (BI), aber die sind für Künzel zu sehr an den unternehmerischen Kennzahlen wie Umsatzzahlen und Liefermengen orientiert. „Für ein Zusammenspiel aller relevanten Daten ist das Bewusstsein oft noch zu gering“, weiß er aus seiner Tätigkeit als IT-Consulter. „Ein komplett integriertes System ist auch meistens zu teuer, aber da muss ich mich halt auf die Komponenten spezifizieren, die für mich relevant sind.“

Hypothese am Anfang 

Dazu muss man eine Hypothese aufstellen, die der Ursache für Produktionsausfälle auf den Grund geht. Ist es die Viskosität des Lackes auf dem Draht, muss man die Wirkungsparameter darauf sensorisch abgreifen, in Korrelation bringen und kommt so auf die Lösung. „Produktionssysteme sind viel anfälliger als man denkt“, warnt Künzel. „Wenn man sie digital monitoren und auch auswerten lässt, kann man lernen, wie die optimale Produktionsverfahrensweise ist.“ Die Integration solcher sensorischen Daten kann aber erhebliche Investitionen erfordern. „Sinnvoll ist es daher, vorher einen Proof of Content durchzuführen.“ So sieht man vorher, ob die Daten überhaupt vernünftig messbar, analysierbar, relevant und brauchbar sind. Funktioniert die Analyse, kann man die Produktivität nachhaltig steigern und Künzel ist überzeugt, dass der anschließende unternehmerische Nutzen die Investitionen lohnenswert machen: „Meiner Meinung nach steckt in dieser Analytik ein höheres Potenzial als es bei Prozessen der Automation.“

Prognose der Absatzmärkte

Machten deutlich, wie die Wirtschaft der Zukunft tickt:
FHDW-Dozent Prof. Dr.-Ing. Roland Künzel,
Dr.-Ing. Alexander Brändle (Leiter FHDW-Campus
Bergisch Gladbach), Laura Schittko und
Leonie Puhe (Bayer AG) und Roland Schubert. 

Business Analytics ist auf die gesamte Unternehmenslandschaft anwendbar und das kann aber auch der Absatzmarkt sein, dessen Entwicklung vorhergesagt wird und so einen enormen Wettbewerbsvorteil verspricht. „Das kostet Geld, kann aber auch eine Menge Geld bringen“, sagt Künzel. Die Bayer AG in Leverkusen zum Beispiel steckt in der Erwartung steigender Umsätze viel Aufwand in Tools für solche Business Analytics Prozesse. Das machten auf dem Wirtschaftsforum der FHDW zwei ehemalige Studierende deutlich, die im vergangenen Jahr daran beteiligt waren, eine globale Nachfrageprognose-Plattform im Unternehmen zu installieren. Mit diesem Instrument für ein Demand Forecasting sollen zukünftige Absatzmengen der unterschiedlichsten Produkte weltweit vorhergesagt werden können. „Wir haben eine Steigerung der Vorhersehbarkeit festgestellt, also sehr gute Ergebnisse“, resümiert Laura Schittko, die den Implementierungsprozess der Plattform mit ihrer Kollegin Leonie Puhe den Gästen des Wirtschaftsforums darstellte.

Kultur für Big Data

Der Umgang mit Business Analytics hängt für Künzel aber auch mit einem Kulturwandel in den Unternehmen zusammen. Der Umgang mit großen Datenmengen steht erst am Anfang und wird in Unternehmen noch zu wenig gelebt. „Das hat auch etwas mit Disziplin zu tun“, hat Künzel erlebt. Oft fehlen Daten oder werden nicht ordentlich gepflegt. „So etwas muss die Unternehmensleitung von oben leben, Systeme sind kein Allheilmittel, Systeme können nur eine Arbeit erleichtern, wenn die Basis passt.“ Für den Umgang mit Big Data, mit auf digitalen Analysen basierenden Systemen sind nach Künzels Meinung deutsche Unternehmen noch zu skeptisch, zu zurückhaltend. Das macht auch die Studie des Competitivness Center des International Institute for Management Development im schweizerischen Lausanne deutlich. Das veröffentlicht jährlich eine Rangliste der digitalen Wettbewerbsfähigkeit im globalen Vergleich. Auf der am 1. Oktober neu herausgebrachten Studie rückte die Bundesrepublik erneut einen Platz nach hinten und steht nun auf Rang 18. „Da müssen wir was tun, wir müssen der Realität ins Auge schauen“, kommentiert Prof. Dr.-Ing. Roland Künzel das wenig schmeichelhafte Ergebnis.

Kontakt:

Fachhochschule der Wirtschaft,  Campus Bergisch Gladbach
Hauptstraße 2 , 51465 Bergisch Gladbach
Prof. Dr.-Ing. Roland Künzel
Mail: roland1adb5c6de45f489f9de3706abf905cfd.kuenzel@82df18c9224b4113b54a85c7ff64e9f8fhdw.de
Tel: 02202 9527-365
Web: www.fhdw.de (Campus Bergisch Gladbach) 

Flatten IT-Consulting GmbH , Robert-Heuser-Str. 15, 50968 Köln
Geschäftsführer Prof. Dr.-Ing. Roland Künzel
Tel: 0221 292994-35
Mail: rkuenzel@f7a023f67768411985fd07b656a98619flatten.de
Web: www.flatten-it-consulting.de

Autor: Klaus Pehle/FHDW
Fotos: Klaus Pehle/FHDW
Titelfoto:  Gorodenkoff/Shutterstock.com

Hier finden Sie die Pressemitteilung der FHDW zum Wirtschaftsforum.

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