Neun Millionen Umsatz mit 38 Mitarbeitenden, die drei Gründer sind auch nach 26 Jahren noch Geschäftsführer, Fachkräftemangel gibt es nicht, Fremdfinanzierung auch nicht. Erst 2022 wurde die Prodatec GmbH mit dem Siegel „Bester IT-Dienstleister“ der Computerwoche ausgezeichnet. Über das Geheimnis des Erfolges sprachen wir mit Geschäftsführer Norbert Vogel.
Die Gründung: Zwischen Kundenbedarf und Unternehmergeist
Norbert Vogel
Bereits die Gründungsgeschichte der Prodatec ist eine besondere. Sie begann Mitte der 1990er Jahre in der semanTec GmbH, deren Hauptgeschäft die Erwachsenenbildung im Auftrag des Arbeitsamtes war. „Ich war einer von den Arbeitslosen“, erzählt Norbert Vogel, „und bin von einem der späteren Mitgründer unterrichtet worden.“ Er erhielt bei semanTec eine Anstellung und bildete mit Michael Hegner und Paul Oliver Franke ein Dreierteam, das – unter anderem von Microsoft zertifizierte – Kurse für Administratoren gab.
„Wir stellten dann schnell fest, dass der Bedarf nach technischer Unterstützung und auch bei der Hardware-Beschaffung bei den Unternehmen groß ist“, sagt Vogel. Das Team begann damit, auch technischen Support zu geben. Die Kunden wie KPMG oder Klöckner gehörten zu den großen ihrer Branchen. Alles lief gut, bis das Arbeitsamt bekundete, die Kurse würden fortan nicht mehr bezahlt werden können.
Michael Hegner
Es war der schnelle Tod der semanTec und die Geburtsstunde der Prodatec. „Das was wir machen, das funktioniert ja“, sagten sich die Drei aus dem Serviceteam. „Dann machen wir es halt selbst.“ Im Gründungsjahr gewannen sie Peter Pichen als weiteren Gesellschafter dazu. Auch er war bei semanTec beschäftigt und suchte nach einer neuen Herausforderung. 1997 zog die Prodatec nach einer Gründungsberatung durch die Experten des Rheinisch-Bergischen TechnologieZentrums (RBTZ) zunächst in den TechnologiePark Bergisch Gladbach. Heute arbeitet man im Bensberger Malerwinkel mit Blick aufs Schloss. Das Backsteingebäude kauften die Geschäftsführer im Jahr 2010 über ein eigenes Unternehmen.
Ein Nachbar beeinflusst den Weg
Paul Oliver Franke
In der Übergangszeit zwischen semanTec und Prodatec, war es der Zufall in Person eines Nachbarn, der den zukünftigen Weg mitbestimmen sollte. Jener Nachbar arbeitete beim TÜV Rheinland und sagte: „Wir haben da ein Problem, das niemand hinbekommt. Ihr habt doch da so ein Team.“ Jenes Team agierte unkonventionell. „Wir sagten beim TÜV: Wenn wir euer Problem lösen, dann bekommt ihr eine Rechnung“, erzählt Vogel. „Wenn nicht, dann waren wir nie da.“ Sie lösten das Problem. 1997 schloss der TÜV einen Service-Vertrag mit der Prodatec. Bis heute ist er ihr mit Abstand umsatzstärkster Kunde. Jährlich liefert sie über 100 Server und Tag für Tag 30-50 Endgeräte; insgesamt über 4.000.
Prodatec steht für Projektentwicklung und Datentechnik. Der Name ließ vieles offen, und die drei Geschäftsführer füllten ihn mit Themen, Aufgaben und einer Portion Flexibilität. Bereits gute zwei Jahre später gründeten die vier Gesellschafter der Prodatec GmbH die Auditum AG. „Eigentlich wollten wir darin nur das Schulungsgeschäft auslagern“, sagt Norbert Vogel. „Drei der Gesellschafter hielten als zertifizierte Microsoft- und Novell-Trainer deutschlandweit Schulungen. Zusätzlich haben wir uns auf die Anwendungsentwicklung gestürzt.“ Heute entfallen gute zwei Drittel des Gesamtumsatzes auf Hardware, der Rest teilt sich auf Software und Dienstleistung auf. Unter den über 300 Kunden sind Ärzte, Finanzkanzleien, Versicherungsbüros, Architekten und Druckereien.
Prodatec von außen
Services
Zu den Serviceangeboten der Prodatec gehören u.a.: Serviceverträge, Notfallservice, Monitoring, IT-Dokumentationsservice, Rollout Services bis hin zum externen Datenschutzbeauftragten.
Beratung
Ziel ist es, dass sich die IT den geschäftlichen Notwendigkeiten flexibel und schnell anpassen und Prozesse maximal unterstützen kann. Die zunehmende Komplexität der Systemlandschaften erschwert das Handeln. Prodatec berät herstellerunabhängig aus einer Hand zur Nutzung der individuellen IT-Infrastruktur und zum Thema Vermeidung von Produktionsausfällen („High Availability“).
Dienstleistung
Zu den individuellen, kundenbezogenen Dienstleistungsangeboten der Prodatec gehören Leitungen rund um die Themen: Rechenzentrumsinfrastruktur, Datensicherung, Firewall & Internetzugang, Viren- & Spamschutz, IP-Telefonie, Virtualisierung, E-Mail-Archivierung.
Cloud-Lösungen
Die Cloud-Lösungen (Backup und Thin-Computing) sind flexibel, ausfallsicher und kosteneffizient. Die Prodatec-Server stehen sicher bei Netcologne in einem eigenen Schrank. Prodatec wird ihre Cloud-Services kontinuierlich ausbauen.
Hard- & Softwarevertrieb
Beschaffung von Hard- und Software für kundenindividuelle Anforderungen – inklusive Lizenzmanagement und IT-Leasing. Prodatec nimmt Preisvergleiche auf dem Markt vor und erhält Herstellerrabatte aufgrund einer kontinuierlichen Zertifizierung.
Monitoring
Mit einer umfassenden Monitoring-Lösung für Server, Netzwerke und Anwendungen können Kunden präzise alarmiert werden, wo bei einem Systemausfall der Fehler liegt, wie der Fehler aussieht, woher er kommt und was zu tun ist.
Auszubildende Nummer 1, 2 und 3 der Handwerkskammer
Ebenfalls zwei Jahre nach der Gründung begann die Prodatec auszubilden. „In den vergangenen 25 Jahren hatten wir 60 bis 80 Auszubildende“, sagt Geschäftsführer Vogel. Anfang 2023 sind von den 38 Mitarbeitenden 11 in der Ausbildung. Rund 80 Prozent werden übernommen. Während die Prodatec heute mit der IHK zusammen ausbildet, war es 1999 noch die Handwerkskammer. „Als wir damals zum Fachinformatiker für Systemintegration ausbildeten, hatten wir dort die Auszubildenden Nummer 1, 2 und 3 in diesem Beruf“, sagt Vogel. „Von diesen drei arbeiten heute zwei beim TÜV Rheinland und der dritte arbeitet seit 23 Jahren bei uns.“ Lange Verweilzeiten im Betrieb, moderne Ausbildung und Chancen für alle jungen Menschen sind die Zutaten dafür, dass die Prodatec nicht unter dem Fachkräftemangel leidet wie so viele andere Unternehmen aus der IT-Branche.
Prodatec von innen
Alle Zeiger bei der Prodatec stehen auf Konstanz: Die Mitarbeiter bleiben, die Kunden bleiben, die vier Gesellschafter bleiben. Wie gelingt so etwas? Beginnen wir mit der Beantwortung in umgekehrter Reihenfolge: „Man muss sich mögen“, sagt Norbert Vogel über das Verhältnis in der Geschäftsführung. Der Rest klingt beinahe lapidar. „Wir stimmen immer ab. Wenn zwei dagegen sind, wird es nicht gemacht“, sagt er. „Und dann hat jeder immer die Entscheidungen der anderen mitgetragen und niemals boykottiert. Deshalb funktioniert das.“ Dass die beiden Unternehmen völlig ohne Fremdkapital auskommen, und auch die Einkäufe der Hardware komplett aus dem eigenen Cash flow bestreiten, trägt ebenfalls zu einem eher entspannten Klima in der Geschäftsführung bei.
Gelebte Werte für gute Beziehungen
Mit Kundenzufriedenheit als strategisches Ziel ist die Prodatec nicht allein auf der Welt. Mit der Ausgestaltung jedoch schon eher. Gelebte Werte sind hier Ehrlichkeit, Transparenz und Respekt. „Wir sind ehrlich zum Kunden und verschweigen auch nicht, wenn mal etwas schief geht“, sagt Vogel. „Die Kunden schätzen das. Sind sie einmal nicht zufrieden, wird der konkrete Fall besprochen und eine gemeinsame Lösung gefunden.“ Das ist das erste. Das zweite ist so etwas wie das, was sich im englischsprachigen Raum „open book policy“ nennt. Die Kunden werden – wenn nötig, auf den Cent genau – ins Bild gesetzt, wie hoch die Aufschläge der Prodatec sind. „Wenn gewünscht, legen wir auch unsere Einkaufsrechnung auf den Tisch“, sagt Norbert Vogel. „Wir spielen vollkommen mit offenen Karten.“ Gepaart mit einer hohen Qualität und einem schnellen Service – selbst ohne gleichnamigen Vertrag – werden aus Kunden schnell Stammkunden.
„Vielleicht ist es die Art, wie wir mit Menschen umgehen, die uns besonders macht“, sinniert der Geschäftsführer. „Das ist das seltene. Aber auch das wichtige.“ Auch das vertrauensvolle Verhältnis zu den Mitarbeitenden ist geprägt von selbstständiger und eigenverantwortlicher Arbeit mit Freiheiten sowie fairer Entlohnung und Zusatzleistungen. Und: „Jeder von uns macht einen wichtigen Job. Auch unsere Reinigungskraft wird nicht anders behandelt als jeder Angestellte.“
Wachstum ist nicht das Wichtigste
Bleibt noch eins, was die Prodatec von vielen anderen Unternehmen in der Branche und darüber hinaus unterscheidet. „Bei der Gründung fragten wir uns, wie groß wird werden wollen“, sagt Vogel. „Damals war die Planung, höchstens bis 15 Mitarbeiter zu wachsen.“ Ganz hat es nicht funktioniert, aber von drei auf 38 in einem Vierteljahrhundert entspricht dem Ziel, nur langsam zu wachsen. „Es geht doch überall nur um Wachstum. Wir sind mit der Firmengröße zufrieden; wir verdienen jeden Monat das benötigte Geld, es bleibt etwas übrig, und die volle Verantwortung für diese Anzahl Menschen zu übernehmen, reicht uns völlig. Wachstum ist nicht das Wichtigste.“
Das ist nicht nur schön dahergeredet; es spiegelt sich auch im Qualitätsanspruch. „Wir vertreiben keine Noname-Server, auch wenn wir daran doppelt oder dreimal so viel verdienen könnten“, sagt Norbert Vogel. „Wir vertreiben HPE-Server und andere Produkte, hinter denen Weltunternehmen stehen, weil wir meinen, das sind die Besten.“ Wachstum zählte nie zur Strategie, fast eher das Gegenteil davon. „Es ging immer um nachhaltige Beziehungen“, schließt Vogel das Gespräch. „So haben wir das immer gelebt.“
Autorin: Karin Grunewald
Fotos: Prodatec GmbH
Kontakt:
Prodatec GmbH
Burggraben 7
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