Ein Gastbeitrag von Anja Klute & Claus Völler von "Flüshöh und Geyer" in Bergisch Gladbach:
Warum solltest du diesen Text lesen?
Wenn du Lust hast zu erfahren, was Zuwendung mit guter (Selbst-)Führung zu tun hat, warum schlechte Presse besser ist als keine und warum bewusste „Liebe in Zeiten der Cholera, äh Corona“ so wichtig ist.
Hat dir heute schon jemand gesagt: „Schön, dass es dich gibt?“ Vielleicht hat er es nicht so direkt gesagt, sondern durch eine abgewandelte Form der Zuwendung, wie einem Lächeln, einer liebevollen Umarmung, einem Türaufhalten, einem ehrlichen „Wie geht es dir?“ oder „Brauchst du etwas?“, einem "Bitte", "Danke", „Das war klasse!“, „Dein Einsatz hat mir gut gefallen.“?
Oder hast du deine Existenz am heutigen Tag schon anders zu spüren bekommen? Durch eine abfällige Handbewegung, einem Augenrollen, einem „Aus dem Weg gehen“, einer Ansprache in lauterem Tonfall, einem „Ja-Ja“ oder einer Aussage à la „War klar, dass du das wieder nicht schaffst?“
Wir Menschen haben einen psychologischen Hunger nach Zuwendung (engl. Strokes). Fehlt Säuglingen beispielsweise körperlicher Kontakt, so kann es zu schweren Entwicklungsstörungen kommen. Zuwendungen können verbal („Danke“) oder nonverbal (sich für den anderen Zeit nehmen) sein, sie können positiv oder negativ sein und bedingt (an Leistungen geknüpft) oder bindungslos (also auf die reine Existenz des Menschen bezogen) sein.
Wenn wir Menschen nun bedürftig nach Zuwendung und Aufmerksamkeit durch andere sind, werden wir Dinge tun und lassen, um genau diese zu bekommen. Wer nach dem Grundsatz führt: „Nicht geschimpft ist genug gelobt“, der braucht sich nicht zu wundern, wenn Mitarbeiter „komisch“, unsicher , antrieblos oder nicht gebunden sind. Denn eine wichtige Quelle für „starke“, loyale und autonome Mitarbeiter ist die echte Zuwendung.
Was heißt das für dein (Führungs-)Verhalten?
- Wo und wie gibst du den Menschen in deiner Umgebung das Gefühl, dass es schön ist, dass es sie gibt?
- Woran merken sie, dass du sie wahrnimmst?
- Wo, wann und wie gibst du Menschen ein Feedback für gute Leistungen?
- Wo, wann und wie gibst du Menschen ein Feedback für schlechte Leistung?
In Zeiten von Corona fallen viele, auch „zufällige“ Strokes weg, der Plausch am Kaffeeautomaten, das Lächeln des Lieblingskollegen, ein Danke, ein gemeinsamer Projektabschluss etc. Auf Distanz oder in der Kurzarbeit sieht es da mau aus. Menschen, die alleine leben, haben andere Herausforderungen als Familienmütter und -väter.
Beim Führen auf Distanz, wenn deine Mitarbeiter im Homeoffice sind, bedeutet das, dass du Zeit für Zuwendung bewusst einplanen solltest. Hier eignen sich kurze und regelmäßige digitale Austauschrunden, Telefonate zur „Fellpflege“ oder zur Arbeitsbesprechung. (Hierdurch fallen häufig auch einige E-Mails weg.) Fördere auch den direkten Austausch unter den Kollegen. Über gemeinsame Aufgaben oder einfach für einen kleinen (digitalen) Büroschwatz. Mach gerne deutlich, dass du das sehr begrüßt.
In der Kurzarbeit heißt es, die Zeit vor Ort ebenfalls zu nutzen und in den Austausch zu gehen, mit kurzen oder längeren Gesprächen, einem Lächeln, mit persönlichem Zuspruch etc.
Auch wenn es schwerfällt, sich auch noch die Sorgen, Nöte und Ängste anzuhören. Zuhören und präsent sein, das ist und bleibt eine wichtige Währung. Menschen erwarten nicht immer eine fertige Lösung, aber sie erwarten immer ernstgenommen zu werden. Ignoranz ist Gift für die Beziehung und das Wohlbefinden aller Beteiligten.
Jetzt hast du viel dazu gelesen, was du für andere tun kannst. Das ist die Fürsorge-Pflicht für deine Mitarbeiter. Auch du bist bedürftig und hungrig nach Zuwendung. Sicher stehen bei dir auch einige Themen vor der Tür, die nicht einfach zu lösen sind.
Hier folgen einige Anregungen, wie du gut für dich sorgen kannst:
- Nimm dir Zeit für dich (ein Hobby?!, einfach mal nicht funktionieren müssen)
- Abschalten und Lachen hilft
- Umgib dich mit Menschen, die dir Kraft geben
- Nimm deine Gesundheit wichtig
- Erkenne deine eigenen Grenzen an
- Sag auch mal nein
- Lass dich unterstützen
- Geh in den Austausch und hol dir (positives) Feedback
- Leg dein Augenmerk auf das, was funktioniert
- Leg deinen Fokus auf die Möglichkeiten
- Tu das, was dir gut tut
- Halte dich häufiger in der Natur auf
Wenn du jetzt denkst, wo soll ich die Zeit hernehmen, um mich um mich und andere zu kümmern, dann geh der Frage gern weiter nach. Du bist das wichtigste Gut in deinem Leben. Wenn du stark, zuversichtlich und präsent bist, hat das ansteckenden Charakter und es tut allen Beteiligten gut. Also wann nimmst du dir Zeit? Sind es 5 bewusste Minuten in der Stunde, eine halbe Stunde in der Woche und ein halber Tag im Monat? Anstatt Besprechungen im Büro abzuhalten, geh doch für eine Runde „walk and talk“ nach draußen. Ein Kaffee in lockerer Runde mit den Kollegen zu genießen, regt deinen Geist an; 5 Minuten rumzusitzen und nichts zu tun, tankt deine Kraftreserven wieder auf.
Füttere den psychologischen Hunger von dir und deinen Mitarbeitern. Es kostet (meistens) nichts und bringt so viel.
Oder um es mit einem wunderbaren SISO ein wenig anders zusammenzufassen: „shit in, shit out!“
Hab einen wunderbaren Tag, bleib gesund und
„Es ist schön, dass es dich gibt“.
Herzliche Grüße aus der villa»move, Anja und Claus
Wer glaubt fest an das, was hier geschrieben steht?
Anja Klute und Claus Völler, wir sind Coaches, Trainer und Berater bei der Firma Flüshöh und Geyer in Bensberg. Wenn Du noch mehr über uns zwei (Diplom-) Psychologen erfahren willst, gerne hier.
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