Wie sieht die (innerbetriebliche) Logistik von morgen aus?

15.11.2022
Wie sieht die (innerbetriebliche) Logistik von morgen aus?

Künstliche Intelligenz, autonome Systeme, Robotik, Sensorik, Informationslogistik, Digitalisierung und Assistenzsysteme - die innerbetriebliche Logistik hat in den letzten Jahren diverse Innovationen hervorgebracht, die auch in kleinen und mittleren Unternehmen Einzug gehalten haben. Mit den Innovationen verbunden sind auch immer Veränderungen in Abläufen und Prozessen bei den Unternehmen.

Über die Trends, Konzepte der Zukunft und best practices in der innerbetrieblichen Logistik sprachen die rund 40 Teilnehmer des RBW-Innovationsforums am 27. September im Hause der Dönges GmbH & Co. KG in Wermelskirchen.

Nach der Begrüßung durch RBW-Geschäftsführer Volker Suermann stellte Gastgeber Thomas Pletsch, Geschäftsführer der Firma Dönges, sein Unternehmen vor. Im Dezember 2020 siedelte der Betrieb von Remscheid in den direkt an der Autobahn gelegenen Neubau in Wermelskirchen um. Auch das war eine logistische Herausforderung, denn der Systemlieferant musste das neue Logistikzentrum im laufenden Betrieb bestücken. Und so zogen die rund 120 Mitarbeiter von Dönges und der Schwesterfirma Wetec nicht nur mit ihren eigenen Arbeitsplätzen um, auch das alte Lager musste aus- und das neue wieder eingeräumt werden.

„Eine Leistung, die wir nur dank des großen Engagements aller Kollegen geschafft haben“, so Pletsch. Denn mit dem Umzug war auch ein Systemwechsel verbunden, weil das neue 13.500 qm große Logistikzentrum mit modernster Technik ausgestattet ist, die viele Arbeitsabläufe automatisiert. Unter anderem wurde ein Hightech-Autostore für Kleinteile aufgebaut, durch den die Einlagerungs- und Entnahmeprozesse deutlich schneller erfolgen.

Dafür mussten rund 30.000 Kisten bestückt, gekennzeichnet und in die EDV eingespielt werden. „Für unsere Kunden ist es ein klarer Wettbewerbsvorteil, dass sie sich darauf verlassen können, viele Waren kurzfristig und sehr schnell von uns ab Lager geliefert zu bekommen“, betonte Thomas Pletsch in seiner Unternehmensvorstellung, die am Ende der Veranstaltung noch durch einen Unternehmensrundgang vervollständigt wurde.

Ressourcensparend, automatisiert, smart ….

… „so sieht die Logistik der Zukunft aus“, lautete die Antwort von Josef Kamphues vom Digital Hub Logistics am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML) in Dortmund, der als Experte zum Thema des Abends vortrug. Er berichtete von den kommenden Innovationen und Herausforderungen bei der innerbetrieblichen Logistik und demonstrierte Lösungen anhand von Beispielen aus der angewandten Forschung. „Die Digitalisierung ist der Treiber“, mahnte er und rief vor allem die kleinen und mittelständischen Betriebe (KMU) dazu auf, sich jetzt mit den Chancen einer zunehmenden Vernetzung auseinanderzusetzen – insbesondere mit Blick auf digitale Plattformen. Diese werden in Zukunft auch den B2B-Bereich prägen. „Identifizieren Sie die Möglichkeiten, die sich Ihrem Unternehmen in der Plattformökonomie der Zukunft bieten werden“. Dazu gehöre es auch, das eigene Geschäftsmodell zu reflektieren.
Diese und andere Möglichkeiten machte Kamphues anschaulich mit Videos zu den Innovationen in der Logistik (bei Klick auf das jeweilige Bild gelangen Sie zur Plattform YouTube):

Dieses Video zeigt evoBOT, einen dynamisch stabilen und autonomen Transportroboter, als praktischen Assistenten des Menschen. Der evoBOT zeichnet sich durch seine hohe Agilität und Flexibilität aus, wodurch er in der Lage ist, Menschen bei alltäglichen Tätigkeiten wie beispielsweise beim Auspacken von Einkäufen zu assistieren. Der evoBOT ist ein dynamisch stabiles System, was auf dem Prinzip eines inversen Pendels (ohne externes Kontergewicht) beruht. Das System ist besonders platzsparend und leicht. Im Gegensatz zu konventionellen Robotern hält sich der evoBOT dauerhaft im Gleichgewicht, wodurch das Bewegen auf verschiedenen und unebenen Untergründen auch mit Steigungen ermöglicht wird. (Quelle: Fraunhofer IML)

In der »Silicon Economy«, der digitalen Plattformökonomie der Zukunft, werden sich Fahrzeugschwärme selbst organisieren und mit Menschen, anderen Schwärmen und Plattformen kommunizieren, um ihre Mission zu erfüllen. Ein solcher Schwarm autonomer High-Speed-Fahrzeuge hat beim Digital-Gipfel 2019 seine Weltpremiere gefeiert: Der »LoadRunner« kann sich hochdynamisch mit bis zu 10 m/s im Schwarm organisieren und sich bei Bedarf sogar für Transportaufträge zusammenkoppeln. Dank künstlicher Intelligenz ist er in der Lage, selbstständig Aufträge anzunehmen und zu verhandeln. Damit ist das Fahrzeug eine Revolution für die Logistik. Bei der Informationstour des Digital-Gipfels haben die beteiligten Forscher verschiedene denkbare Szenarien vorgeführt, zu welchen Zwecken sich die Fahrzeuge künftig einsetzen ließen. (Quelle Fraunhofer IML)

Viele fahrerlose Transportfahrzeuge werden heutzutage für geringe Dynamik ausgelegt und sind entweder für den Innen- oder den Außenbereich von Betriebsgeländen konzipiert. Sie weisen entweder hohe Leistungsfähigkeit, Dynamik oder Flexibilität auf. Alle drei Eigenschaften zusammen sind bisher aber in praktisch keinem einzelnen Fahrzeug gleichermaßen zu finden. Der hochdynamische Roboter O³dyn kann nun große Lasten im Format einer Palette mit einer hohen Geschwindigkeit omnidirektional transportieren. Er ist darauf ausgelegt, die geschützte und definierte Umgebung von Lagerhallen zu verlassen und auf dem jeweiligen Betriebsgelände zu agieren. Die Navigation des Fahrzeugs funktioniert nahtlos am Übergang zwischen Innen- und Außenbereich. Die Realisierung erfolgt über umgebungsbasierte und funkbasierte Lokalisierungsalgorithmen. Der Roboter setzt auf den Forschungsergebnissen und der Fahrzeugbasis des LoadRunner® auf. Dieses Projekt wird durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert. (Quelle. Fraunhofer IML)

Die Präsentation von Josef Kamphues stellen wir Ihnen zum Download zur Verfügung: „Die Digitalisierung in der (Intra-) Logistik voranbringen – das Prinzip der Silicon Economy“.

Am Ende bot Kamphues noch die Beratung des Digital Hub Logistic an. Ein Angebot, das sicherlich viele der Teilnehmer prüfen werden, denn die intensive Diskussion zeigte, dass die innerbetriebliche Logistik ein Thema mit ständig neuen Herausforderungen ist.

Digital Hub Logistics und Fraunhofer IML

Der Digital Hub Logistics, dessen Träger u.a. das Fraunhofer IML in Dortmund ist, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Innovationsteams in mittelständischen Unternehmen beim Aus- und Aufbau ihres digitalen Geschäftsfeldes zu unterstützen. Mit dem Innovationskonzept des Start-ins wird ein neuer Ansatz verfolgt, um digitale Transformationsprozesse in gewachsenen Unternehmen schneller zum Erfolg zu führen – egal, ob es um die Digitalisierung von Produkten, die Entdeckung von digitalen Mehrwertdiensten oder die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle geht.
Digital Hub Logistics: https://digitalhublogistics.de/

Das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML hat sich der ganzheitlichen Logistikforschung verschrieben und arbeitet seit 1981 auf allen Feldern der inner- und außerbetrieblichen Logistik. Mit dem Mittelstand-Digital Zentrum Ruhr-OWL unterstützt das IML insbesondere KMU bei der Digitalisierung von Logistikprozessen sowie der Digitalstrategieentwicklung. Mit dem Großforschungsprojekt Silicon Economy arbeitet das Fraunhofer IML aktuell an der Umsetzung einer dezentralen, föderalen und offenen Plattformökonomie in Deutschland und Europa.
Fraunhofer IML: https://www.iml.fraunhofer.de
Mittelstand-Digital Zentrum Ruhr-OWL: https://mittelstand-digital-ruhr-owl.de/

v.l.n.r.: Volker Suermann, Josef Kamphues,
Thomas Pletsch, Slawomir Swaczyna

Wenn auch Sie zu den RBW-Innovationsforen eingeladen werden möchten, Themenvorschläge mit interessanten Fragestellungen für uns haben oder mehr zum aktuellen Thema wissen möchten, wenden Sie sich gerne an Slawomir Swaczyna unter Tel. 02204/9763-15 oder per Mail an swaczyna@rbw.de.

Wir danken Thomas Pletsch und Josef Kamphues für die Veranstaltung und ihre Beiträge zum Blog!

Fotos: Dönges GmbH & Co. KG und Fraunhofer IML

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